brief des tages
:

Real und mainstreamig

„Es geht nicht nur um’ s Klima“, taz vom 1. 6. 19

Für mich waren die Grünen der 80er und 90er nicht autoritär, wie Sie schreiben, sondern sie haben klare Themen benannt und Kante gezeigt, ohne die die Umweltthemen kein Gehör gefunden hätten. Schlussendlich wurde eine Kanzlerin Klimakanzlerin genannt (auch wenn man das Klima jetzt bei der Kanzlerin sucht in ihrer Politik).

Ihre Zeilen klingen so, als ob das Klare (das nicht automatisch autoritär ist) nun bäh wäre und Kretschmann, Habeck und Co es endlich richtig machen. Real und main­streamig. Man schämt sich fast, alt oder älter zu sein und damit zu den Ewiggestrigen zu gehören, wenn man immer noch Klarheit und Kante in der Politik bevorzugt. Ja, es ist gut, dass die Grünen jetzt Mainstream zu sein scheinen. Sie können möglicherweise mehr fürs Klima durchsetzen. Doch Mainstream hat einen Preis. Das Neue, Innovative wird nicht mehr so bedacht. Das haben die Grünen nun verloren. Und so bin ich gespannt, wo sich das Neue und Innovative zeigen wird in der Politik. Wir brauchen den Spannungsbogen, die Reibung von Positionen, um Neues zu schaffen, um Entwicklung zu ermöglichen. Anke Hofmann, Sasbach