USA verbieten Kreuzfahrten nach Kuba

Washington setzt wieder auf die Isolation der Karibikinsel: Reisen für US-Amerikaner*innen werden erschwert. Ein Schlag für die Tourismusindustrie, vor allem für kleine Unternehmen

Ein Schwatz am Pool wird hier immer schwieriger für US-Amerikaner: Hotel in Havanna Foto: Alexandre Meneghini/reuters

Von Bernd Pickert

Die US-Regierung verschärft erneut die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Kuba. Am Dienstag verkündete Finanzminister Steven Mnuchin in Washington, ab Stichtag Mittwoch seien Gruppen- und Kreuzfahrtreisen auf die Insel für US-Amerikaner*innen verboten. Die Regierung hatte bereits im April neue Reiseeinschränkungen für Kuba angekündigt. Damit wurden nunmehr fast alle Lockerungen der fast 60 Jahre andauernden US-Wirtschaftsblockade, die im Zuge der Annäherung zwischen der US-Regierung und Kuba während der Amtszeit Präsident Barack Obamas eingeführt wurden, wieder zurückgenommen.

Erlaubt bleiben Familienbesuche und Individualreisen zu bestimmten Zwecken, nicht aber aus allein touristischen Gründen. Und US-Amerikaner*innen dürfen in Kuba auch nicht mehr in staatlichen Hotels absteigen, sondern ausschließlich in Privatunterkünften. Begründung: Kuba spiele durch die Unterstützung von Nicaragua und Venezuela eine destabilisierende Rolle in der Region. Es gehe darum zu verhindern, dass US-Dollar in die Hände der Regierung kämen.

Die neuen Regelungen sind ein harter Schlag für Kubas Tourismusbranche. Im vergangenen Jahr kamen laut Angaben des kubanischen Tourismusministeriums rund 4,7 Millionen Besucher*innen nach Kuba – davon 800.000 per Kreuzfahrt. Unter den Schiffsreisenden waren allein 600.000 US-Amerikaner*innen. Und allein zwischen Januar und April 2019 reisten 142.000 US-Amerikaner*innen per Schiff nach Kuba – verglichen mit 115.000, die per Flugzeug die Insel erreichten. Der eine Weg wird künftig gänzlich unmöglich sein, der andere stark behindert.

Dabei sind die Deviseneinnahmen aus dem Tourismus für Kuba seit Jahren immer bedeutsamer – insbesondere angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtsituation. Kuba muss über 70 Prozent seiner Lebensmittel und Versorgungsgüter importieren. Schon seit Monaten ist die Versorgungslage mehr als angespannt, insbesondere der weitgehende Wegfall der seit zwei Jahrzehnten aus Venezuela bezogenen Öllieferungen macht sich bemerkbar.

Eigentlich war erwartet worden, 2019 erstmals die Marke von fünf Millionen Besucher*innen überschreiten zu können. Die Gesamteinnahmen aus dem Tourismus werden auf über drei Milliarden US-Dollar geschätzt. Damit sind die Einkünfte aus dem Tourismus neben den Dollarsendungen von in den USA lebenden Kubaner*innen an ihre Familien (2017 rund 3,5 Milliarden Dollar) die wichtigsten Einnahmequellen des Landes – weit vor traditionellen Exportprodukten wie Zucker, Tabak oder Nickel, die zusammengenommen nicht einmal 1,5 Milliarden Dollar einbringen.

Tourismus ist nach privaten Dollarsendungen die zweitwichtigste Devisenquelle Kubas

Vor allem kleine, neue Unternehmen dürften von den neuen US-Restriktionen betroffen sein. Wer in den letzten Jahren in Kuba versuchte, eines der Patente für die Arbeit auf eigene Rechnung zu bekommen, drängte in den Tourismussektor – ob nun mit Gästezimmern, Souvenirhandel, im Transport- oder im Gastronomiesektor. Die Gruppen von US-AmerikanerInnen waren in Havanna, Pinar del Rio oder Trinidad unübersehbar.

Eine kürzlich von der US-Organisation Cuba Educational Travel unter 200 kubanischen Kleinunternehmer*innen durchgeführte Umfrage ergab: 99 Prozent hatten Angst vor neuen US-Restriktionen und sahen dadurch ihr Geschäftsmodell bedroht.

In einer ersten Reaktion kündigte die russische Regierung an, ihre Unterstützung für Kuba zu verstärken. Der russische Vizepremier Juri Borisow sagte in Moskau anlässlich eines Besuchs des kubanischen Vizepräsidenten Ricardo Cabrisas, man werde Kuba alle Art von Unterstützung zukommen lassen – verwies aber zunächst nur auf bereits bestehende Kooperationsprojekte.