wortwechsel
: 15 Jahre Zeit für Reaktion auf den Klimawandel?

Grün war die Europawahl geprägt, getragen von einer Jugendbewegung gegen den von den Eliten veranstalteten Raubbau an der Natur. Die Frage ist, ob sich etwas ändert

Demo gegen die Heuchler und für die Bäume, Berlin Foto: Karsten Thielker

Verrat an der Zukunft

„Die verratene Generation“, taz vom 25./26. 5. 19

Der Begriff verratene Generation meint die Schülergeneration 2019. Wenn Jugend verraten wird, wird unser aller Zukunft obsolet. Dreh- und Angelpunkt ist der Klimawandel, der den Planeten schneller als angenommen überrollt. Circa 15 Jahre bleiben als Gesamtreaktionszeit. Schüler haben die Lage erfasst, als gesellschaftlich verbleibende Wendezeit. Die Generationen vordem, insbesondere die Entscheider, bemühen sich bestenfalls um die Machbarkeit der Wende – die viel Zeit braucht. Dem größeren anderen Teil, samt deren Entscheider, ist die Einsicht in den mit naturwissenschaftlicher Stringenz ablaufenden Klimawandel weiter fremd.

In Umfragen bejahen die Bürger zwar mehrheitlich die Notwendigkeit, den Klimawandel zu begrenzen, wehren sich aber erfolgreich gegen jeden Eigenbeitrag (das 1.000 Meter entfernte Windrad im Wald, die PV-Anlage auf dem Rathausdach, die Stromleitung am Ortsrand).

In einem zentralen Satz des Artikels wird der englische Politikwissenschaftler David Runciman zitiert: „Die repräsentative Demokratie im antiken Athen und in ihrer Logik bis heute ist gegründet auf die dreifache Angst der reichen Eliten vor den Armen, den Ungebildeten und Jungen.“ Unser angstgegründetes System fährt zurzeit mit seiner auf Wachstum fixierten Wirtschaftstheorie und dem sich daraus ergebenden Klimawandel gegen die Wand. Gleichzeitig wird an der Weltordnung weitergebaut und Europas Beitrag erwartet. Die junge Generation, die weiterleben wird, hat die Chance und Not, viel Neues zu justieren. Wir, die Generationen davor, können dabei helfen – wenn wir gefragt werden. Klaus Warzecha, Wiesbaden

Alles gut belegt

„Schnappatmung wegen eines Videos“, taz vom 25./26. 5. 19

Frau Gaus meint, das Video von Rezo sei nicht „mehr als eine wütende Stammtisch-Tirade. Inhaltlich würde ich die gern zerlegen. Es würde mir Spaß machen.“ Wie bitte?

Wenn man sich die Linkliste auf der Videoseite anschaut, so sind circa 100 Quellen genannt und man kann davon ausgehen, dass Rezo diese auch zur Kenntnis genommen hat. Bei meiner Sichtung habe ich keine einzige zweifelhafte Quelle gefunden. Ferner verweist und zeigt er konkret 23 Quellen mit jeweiligem Quellenverweis. Und allein die Arbeit hieran wird sicherlich einen Monat in Anspruch genommen haben. Albert Ebert, Berlin

Giftige Cocktails

„Im Streik verbunden“, taz vom 25./26. 5. 19

Ja, taz-Autorin Lucia Parbel hat recht: Seit 35 Jahren und noch viel länger ist nur geschützt worden, was dem Profit und der Machterhaltung einzelner Weniger von Vorteil ist. Einzelne Brocken hingeworfener Süßigkeiten naturnaher Aktivitäten erscheinen als Blendwerk wirklichen Fortschritts. Sehen wir den Aktionär im Hintergrund, der ausschließlich sich selbst der Nächste ist.

Gemeinsam ist super, aber habt ihr den Mut, aus Greta Thunbergs PR-Strategie – deren Eltern schön an ihr und euch verdienen – auszubrechen und die wahrhaft giftigen Dinge anzuzweifeln? CO2 brauchen unsere Pflanzen, ist per se nicht giftig und kommt nur in verhältnismäßig geringen Mengen in unserer Umwelt vor. Die wirklich giftigen Cocktails, die uns mit viel Zucker auch noch verkauft und sogar geschenkt werden, wie Glyphosat und andere Pestizide, Lebensmittelchemikalien, Psychopharmaka und Chemotherapeutika etc., Strahlengifte von 5G und Atommüll, Stickoxide und Kohlenstoffmonoxid bis hin zu Gedankenmüll über Fernsehen und Internet …Habt ihr den Mut, direkt an euch, direkt um euch anzufangen, den richtig stinkenden Fisch anzukreiden und von Bord unserer Erde zu verbannen? Hermann Weiß, Schwäbisch Hall

Recht folgt der Politik

„In guter Verfassung“, taz vom 18. 5. 19

Die Bedeutung des Bundesverfassungsgerichts im Rahmen der Würdigung des Grundgesetzes kann gar nicht hoch genug eingestuft werden. Seitens der Politik wird unsere Verfassung nämlich allzu oft missachtet. Immer wieder musste das Bundesverfassungsgericht die Grundgesetzwidrigkeit von Gesetzen feststellen. Allein zwischen 1990 und 2014 wurden mehr als 150 Gesetze verworfen. Ich mag mir nicht vorstellen, wie unsere Verfassungswirklichkeit und unsere Gesellschaft heute aussehen würden, wenn es das Bundesverfassungsgericht nicht gäbe.

Die Einschätzung des Grundgesetzes durch die Politik zeigt sich auch in den beschlossenen Verfassungsänderungen. Ich denke dabei an so umstrittene Regelungen wie die Notstandsgesetze, die Auslandseinsätze der Bundeswehr oder die Einschränkung des Asylrechts, von deren rigider Anwendung uns nur EU-Recht abhält. Offenbar gilt das Motto, dass das Recht der Politik folgen muss. Exminister Schäuble hat dies offen zugegeben. Auf den Hinweis, dass ein von ihm geplantes Gesetz grundgesetzwidrig sei, meinte er nur: Dann muss eben das Grundgesetz geändert werden. Heiner Jüttner, Aachen

Gut in der Theorie

Präambelschaltung ohne Angriffskrieg“, taz-Wahrheit vom 24. 5. 19

Bravo für den Beitrag von Oliver Maria Schmitt. Das deutsche Grundgesetz ist in der Theorie vorbildlich. Es ist die Folge des deutschen Kriegswahns vor 1945. Artikel 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Sogar über Frieden in der Welt wurde geschrieben. Sehr gut in der Theorie. Aber die Praxis? Die Folgen des gigantischen weltweiten deutschen Waffenexports (nicht kontrollierbare Wege der Waffen) sowie die Folgen der weltweiten deutschen Kriegsbeteiligungen verstoßen gegen die Würde der Menschen! Kriege gibt es doch nur, weil es Menschen gibt, die (egal in welcher Form) mitmachen und/oder sich daran bereichern. – Ich versuche ständig, mich als Deutscher zu fühlen. Erfolglos. Im Herzen bin ich Kölner und Weltbürger. Volker Freiesleben, Köln

Trump an Krieg hindern

„Donald Trump droht Iran mit Auslöschung“, taz vom 21. 5. 19

Mit der jedes Maß sprengenden Drohung einer Auslöschung des Iran missachtet US-Präsident Trump grundlegende und selbstverständliche Tabus des Völkerrechts. Er verlässt jeden zivilisatorischen Wertekonsens, indem er ein genozidales Verbrechen ins Kalkül nimmt. Zu den unveräußerlichen Verpflichtungen Deutschlands, die ihm aus seiner jüngsten Geschichte erwachsen, gehört, mit Entschiedenheit mitzuwirken, derartige Verbrechen in Zukunft zu verhindern.

Die deutsche Bundeskanzlerin ist die Einzige, die Trump an der Umsetzung seiner monströsen Drohung hindern könnte. Für eine kriegerische Auseinandersetzung mit dem Iran braucht Trump die US-Stützpunkte in Deutschland, allen voran Ramstein. Die Kanzlerin hat das Recht und die Pflicht, den USA die Nutzung der Stützpunkte in Deutschland für einen völkerrechtswidrigen Angriff zu verbieten. Die USA haben das Atomabkommen mit dem Iran verlassen, ein Abkommen, das Iran nachweislich eingehalten hat. Es scheint, dass Trump die kriegerische Auseinandersetzung mit dem Iran geradezu sucht. Eberhard Müller, Schönwalde-Glien

Gesinnungskleidung

„Nazis raus“, taz vom 20. 5. 19

Ich find es völlig irreführend und deplatziert, dass der zurückgetretene Vizekanzler der Republik Österreich auf der Titelseite mit Walkjanker und Lederhose charakterisiert wird. Das erweckt Asso­ziationen, dass diese Attribute zur Neonazi-Szene gehören. Diese Attribute haben aber mit der Gesinnung von Herrn Strache und seinen Kumpanen nichts zu tun. Warum ist dem Grafiker nichts Angemesseneres eingefallen, zum Beispiel Straches Attribute aus uniformierten rechtsradikalen gestrigen Studentenverbindungen. Das ist doch ein heißes Thema in Wien und nicht Wanderlust in der deutschen Kultur. Ekkehard Schröder, Potsdam