Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen:
Während es um das Revival-Festival zum 50. Jubiläum des popgeschichtlich so bedeutsamen Musikfestivals in Woodstock bei New York im August immer noch Querelen gibt und eine Weile sogar mit einem Totalausfall dieses Megaereignisses gerechnet werden musste, stehen im Wedding bereits alle Signale auf Grün. Denn dort hat das Weddingstock-Festival längst begonnen. Zwar nicht mit Jimi Hendrix, Joan Baez und wie die Held*innen von 1969 alle hießen. Dafür aber mit dem berühmten Personal der Dauertheatersoap „Gutes Wedding, Schlechtes Wedding“ des Weddinger Prime Time Theaters, also Dönerbudenbesitzer Achmed, Kiezbewohnerin Uschi, Brexit-Flüchtling James sowie Briefträger und Vokuhila-Träger Kalle. Natürlich kommt es mal wieder zu Konflikten zwischen den im Wedding als „Prenzlwichser“ geschmähten Künstlern vom Prenzlauer Berg und den stolzen Ureinwohnern des Arbeiterbezirks. Denn beim Weddingstock-Festival handelt es sich um Folge 122 der Theatersoap, die noch bis 2. Juni zu sehen ist (Prime Time Theater, bis 2. 6., jeweils 20.15 Uhr).
Im Übrigen ist ein dominierendes Ereignis auf Berlins Bühnen aktuell das Performing Arts Festival, das noch bis zum 2. Juni geballt das Output der Freien Szene präsentiert. Festivalzentrum ist das Haus der Statistik in der Nähe des Alexanderplatzes – gespielt, getanzt, performt und diskutiert wird an vielen Orten in der Stadt – sowohl indoor wie outdoor. Zu sehen ist unter anderem noch mal das komplexe Dostojewski-Spiel „Fleck und Frevel“ von Prinzip Gonzo (Ballhaus Ost, 31. 5. + 2. 6., 15 Uhr und 20 Uhr oder „Love me harder“ von den Chicks in den Sophiensälen (31. 5., 18 Uhr, 1. 6. 21 Uhr). Aber angesichts des überbordenden Angebots sollte sich jede*r lieber selbst ein Bild machen. Das ganze Programm des Performing Arts Festival findet sich hier: www.performingarts-festival.de.
Von einem Festival, nämlich den Ruhrfestspielen Recklinghausen, wo es Premiere hatte, ist das schrillbunte wie böse Märchen für Erwachsene „Max und Moritz“, das Antú Romero Nunes nach Wilhelm Busch inszenierte, nun im koproduzierenden Berliner Ensemble angekommen. Es wirken Stars des Hauses wie Constanze Becker, Stefanie Reinsperger und Annika Meier mit (Berliner Ensemble, 1. 6., 19.30 Uhr).
Das Gefängnistheater Aufbruch zeigt in der JVA Plötzensee das Stück „Die Festung“, das Werner Buhss nach Motiven des Romans „Die Tatarenwüste“ von Dino Buzzati schrieb (Gefängnistheater Aufbruch: „Die Festung“, 31. 5., 3.+ 4. 6., jeweils 18 Uhr. Alle Infos: www.gefaengnistheater.de).
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