Deutsche können alles außer Öko

Unter den Top Ten der Auto-Umweltliste des VCD findet sich nur ein deutsches Modell

BERLIN taz ■ „Wenn schon ein Auto, dann den Toyota Prius.“ – Es klingt wie ein Werbespruch des japanischen Autokonzerns selbst. Es handelt sich aber um eine Empfehlung, die gestern der Verkehrsclub Deutschland aussprach. Der VCD stellte seine neue Auto-Umweltliste vor (www.vcd.org). Und noch nie schnitten die deutschen Modelle so schlecht ab.

Lupo, Smart oder Opel Corsa – so hießen früher die Sieger. Denn die Kleinwagen garantierten immer einen besonders geringen Spritverbauch, der 40 Prozent der Geamtnote ausmacht. Lärm und Schadstoffbelastung spielen zudem eine Rolle. Doch der Toyota Prius, der schon letztes Jahr den ersten Platz belegte, verbraucht gerade einmal 4,3 Liter auf 100 Kilometer – und ist dabei kein Kleinwagen, sondern ein Familienauto, geräumiger als ein Golf und sehr komfortabel.

Unter seiner Motorhaube verbirgt sich ein Hybridmotor. Das heißt, ein Elektromotor wird mit einem Benzinmotor verknüpft. Ein Computer entscheidet, welcher der beiden für den Antrieb sorgt. Auf Ausfallstraßen mit Tempo 50, also bei konstanter Geschwindigkeit, springt zum Beispiel der elektrische Motor an. Der Strom kommt dabei nicht aus einer großen Batterie, sondern er wird über den Benzinmotor produziert. Auch beim Bremsen wird Energie erzeugt. Gibt der Fahrer kein Gas und der Wagen rollt trotzdem, dann wird der Schwung wie bei einem Dynamo genutzt.

Die deutschen Modelle hatten dem nichts entgegenzusetzen: Allein der Opel Corsa Eco 1.0 schaffte es unter die Top Ten auf Platz sechs. „Noch nie standen sie beim Ökoranking so schlecht da“, sagt Hermann-Josef Vogt, stellvertretender Geschäftsführer des VCD.

Doch die Technik des Wunder-Toyota hat ihren Preis. 23.900 Euro kostet der Prius. „Dafür bekommt man aber ein Auto, das dem 3er BMW entspricht“, sagt der VCD – und der sei schließlich noch teurer.

Doch Öko muss nicht extra kosten. Die anderen Modelle der Top Ten sind für weniger als 12.000 Euro zu haben. Den zweiten Platz teilen sich der C 1 von Citroen, der Peugeot 107 und der Toyota Aygo. Sie alle werden unter der Regie von Toyota in einer Fabrik in der Tschechischen Republik gebaut.

Ein Diesel schaffte es nicht unter die Top Ten. Die Autoindustrie hatte auf Diesel gesetzt, weil diese vergleichsweise wenig Sprit verbrauchen. „Ein Benziner, der die strenge Schadstoffklasse Euro 4 erfüllt, ist aber immer sauberer als ein Diesel“, sagt Gerd Lottsiepen vom VCD. Daran ändere auch der Rußfilter nichts. Freilich sei ein Diesel mit aber besser als einer ohne Filter.

Doch die sind nach wie vor rar. Volkswagen rüstet den Golf etwa bis heute nicht serienmäßig mit Rußfiltern aus. Und DaimlerChrysler verkauft den Smart dieses Jahr mit Gutschein: Der Kunde kann sich dafür nächstes Jahr einen Filter, der 30 Prozent krebserzeugender Rußpartikel zurückhält, einbauen lassen. Lottsiepen: „Die Filter, die 99 Prozent zurückhalten, gibt es schon heute.“ HANNA GERSMANN

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