Busfahrt über den Tellerrand

POST-HIP-HOP Abenteuerlust hat der kalifornische Hip-Hopper Busdriver immer schon bewiesen. Auf „Beaus$Eros“ gibt es nun surreale Elektronik und Gesang

Mit „Beaus$Eros“ dürfte die Hip-Hop-Schublade nun endgültig klemmen

VON ROBERT MATTHIES

Dass ihm der sprichwörtliche Blick über den eigenen Tellerrand seit nunmehr über zehn Jahren immer wieder überzeugend gelungen ist, hat nicht nur damit zu tun, dass der kalifornische Indie-Hip-Hopper Regan Furquhar alias Busdriver über allerhand erstaunlich gut trainiertes akrobatisches Geschick, sprich: Zehen-, Zungen- und Fingerspitzengefühl verfügt. Beeindruckend belesen, entsprechend fußnotenreich und nicht zuletzt voller bösen Humors waren die Texte des 34-Jährigen immer – noch dazu mit beachtlicher Geschwindigkeit gerappt. Und Abenteuerlust, Erfindungsreichtum und Weltgewandheit hat Furquhar auch in Sachen Sampling immer schon bewiesen: Die Krautrock-Pioniere Can finden sich da genauso wie Paganini oder Bach.

Vor allem aber ist er bei all den bisweilen abenteuerlichen Verrenkungen, die er mit nicht minder für ihre Unkonventionalität gerühmten Mitstreitern wie den Indierockern Deerhoof, dem The Unicorns/Islands-Offshoot-Projekt Th’ Corn Gangg oder den Punkrockern von The Mae Shi und einer ganzen Reihe illustrer Produzenten von Daedelus über Boom Bip bis Danger Mouse in den letzten Jahren angestellt hat, mit zumindest einem Bein immer fest auf dem Boden des entsprechenden metaphorischen Geschirrs stehen geblieben.

Was nicht zuletzt damit zu tun hat, dass der heute 34-jährige Spross von Ralph Farquhar – Mitte der 1980er unter anderem Drehbuchautor für „Krush Groove“, einen der ersten Spielfilme über Hip-Hop überhaupt – sein Metier schon im zarten Alter von 9 Jahren gelernt, vier Jahre später ein erstes Album in die Regale gestellt und spätestens mit seinen Auftritten im Umfeld des renommierten Open-Mic-Projekts Project Blowed in Los Angeles’ weit gefächerter Szene tiefen und nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Irgendwie als Hip-Hop ließ sich deshalb bislang noch alles fassen, auf dem Busdriver stand.

Mit dem aktuellen Album „Beaus$Eros“ dürfte die Schublade nun allerdings endgültig klemmen. Nicht nur hat der belgisch-holländische Produzent Loden diesmal des Busfahrers lyrisches Treiben rund um gescheiterte Beziehungen, persönliche Fehler und allgemeinen Selbsthass mit allerlei surrealem, wenn auch mitunter durchaus tanzbarem Elektronik-Wirrwarr untermalt. Vor allem rappt der Rapper nicht mehr, sondern singt!

Das gelingt zwar noch nicht immer wirklich überzeugend. Aber für die Zukunft darf man sich in jedem Fall auf einiges gefasst machen.

■ Do, 16. 9., 22 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84