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berliner szenenDer Wunsch nach Eifersucht

Auf einer Party lernte ich eine Engländerin von der Isle of Man kennen. Ich fragte sie, was sie auf diese Akademikerparty führte, und sie sagte, sie sei für ein paar Tage auf Besuch, ihre Freunde seien Psychologen und hätten sie mitgenommen, und ich fragte im Scherz, so your friends are psychologists, and you are a patient, weil sie auch ein wenig irre auf mich wirkte, mit diesem flackernden Blick, der Aura von Absenz, dem kaum merklichen Lächeln, das ihr falsch um den schmalen Mund stand, aber vielleicht war sie auch nur angetrunken, zwei, drei Weißwein, oder selbst gemixte Gin Tonics, die sie durch einen Aluminiumstrohhalm getrunken hatte, aber sie sagte, ja, sie sei depressiv, und nannte mir auf Nachfrage ihr Antidepressivum, ein hingenuscheltes Wort, das ich nicht verstanden hatte, vielleicht war es Doxepin oder Duloxetin, und dann erzählte sie, dass sie zwei kleine Kinder habe, die ihr Ehemann gerade hütete, daheim auf der Insel, und lächelte.

Und ich erinnerte mich, dass mir Alea, mit der ich auf dieser Party war, einen missbilligenden Blick zuwarf, aber vielleicht hatte ich mir das bloß eingebildet, also das Missbilligende, diesen Wunsch nach Eifersucht. An den Namen der Engländerin erinnerte ich mich nicht, vielleicht hatte ich sie auch gar nicht gefragt. Und wie sie genau aussah, konnte ich auch nicht mehr sagen, denn während der Gastgeber umständlich ein Aluminiumbällchen entknäulte, das einen Rest Gras offenbarte, war niemand da, der Fotos hätte machen können, keine Aufnahmen von der irren Engländerin von der Isle of Man, deren Schuhe sich leicht hoben, wenn sie einen neuen Bekannten zur Begrüßung umarmte, keine Selfies von albernen Posen im Badezimmer, keine Aufnahmen von Alea als Nonne, denn es war eine Mottoparty gewesen. René Hamann

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