Nordpol: Stimmenfang

Endspurt. Bis zum 18.9. muss alles gesagt, das letzte Parteiprogramm verteilt sein. Die taz nord beobachtet die tägliche Inszenierung auf der Wahlkampfbühne.

Es hätte so schön sein können. Ein neues Licht hätte es auf sie, die Kühle, geworfen. Ein Glanz von Mütterlichkeit hätte sich in den kugelrunden Augen der mutterlosen Heuler gespiegelt, deren runde Köpfchen sich zutraulich an ihre Brust geschmiegt hätten. „So wie Sie sich selbstlos um diese kleinen Kreaturen bemühen, müssen wir uns mehr um die Schwachen dieser Gesellschaft kümmern“, hätte sie zu den Pflegern der Seehundaufzuchtstation Friedrichskoog gesagt, denen vor Rührung Tränen in den Augen gestanden hätten. „Auch wir müssen den Gestrandeten helfen, sich wieder ins Meer der Arbeitslosen … äh … Arbeitssuchenden zu wagen“, wären ihre Worte gewesen, hätte ihr Wahlkampfmanager nicht gepennt und der Welt erste Kanzlerkandidatin stattdessen ins benachbarte Büsum geschickt. Da stand Angela Merkel gestern dann herum und brachte nicht mehr heraus, als dass sie ganz doll Paul Kirchhof als Finanzminister möchte.