„Eine großartige Show“

Joey Goebel liest im Machtclub aus „Heartland“

■ Autor und Leadsänger der Punkrockband „The Mullets“. Er lebt und arbeitet in Kentucky FOTO: DIOGENES

taz: Herr Goebel, was haben Wrestling und Politik gemeinsam?

Joey Goebel: Beides setzt gute Schauspielkünste voraus. Die jeweiligen Akteure geben nur vor, zu handeln. Beim Wrestling scheint es, als würden zwei Männer versuchen, sich gegenseitig zu töten. In Wahrheit sind sie beste Freunde, und wirklich weh tut es auch nicht. Das ist eine großartige Show! Die Politik ist genauso absurd. Die breite Masse in Amerika gehört der Arbeiterklasse an. Sie wählen jemanden, der vorgibt einer von ihnen zu sein, aber eigentlich nur die Reichen unterstützt.

Welcher Lüge glauben die Leute eher?

Die, die ihnen beim Wrestling aufgetischt wird, natürlich! Die Leute haben doch keinen Grund alles zu glauben, was ihnen die Politiker erzählen.

Wie greifen Sie diese Thematik in ihrem Buch auf?

Über die Protagonisten. John ist ein Politiker, der die Führungsschicht repräsentiert. Er möchte in den amerikanischen Kongress. Dafür benötigt er die Hilfe seines Bruders, Blue Gene, damit auch die Arbeiterklasse ihn wählt. Blue Gene ist das schwarze Schaf der Familie. Er ist ein typischer Macho, einfach gestrickt und eben Wrestlingfan.

Was für ein Amerika wollen Sie in „Heartland“ zeigen?

Das ignorante Amerika – diejenigen, die Bush gewählt haben! Etwas Gutes hat es aber: Würde es Bush nicht geben, hätte ich das Buch nie schreiben können!

INTERVIEW: UTE BRADE

20.30 Uhr, mit Tina Uebel und Stevan Paul, Übel & Gefährlich