Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Der Fall aus dem Jahr 1983 ist real und bis heute ungeklärt. Eine Fünfzehnjährige, deren Vater Angestellter des Vatikans ist, verschwindet. Und obwohl die Spur des Mädchens in den Vatikan führt und es Berichte über ihre Ermordung gibt, verweigert der Vatikan die Zusammenarbeit mit den Ermittlern: ein Fall, der für Bernhard Glocksin fatale Ähnlichkeit mit Guiseppe Verdis tragischer Oper „Rigoletto“ hat, die von einem Hofnarren handelt, der seine Tochter nicht vor dem Missbrauch durch seinen Dienstherrn schützen kann. Gemeinsam mit dem Komponisten Etta Scolo hat Glocksin die reale Story und Verdis Oper zu dem Musiktheater „Der Fall Rigoletto“ verschmolzen, das am Donnerstag in der Neuköllner Oper Premiere hat. Am Sonntag kommt verspätet ein anderer Theaterkriminalfall auf die Bühne: Armin Petras’ Inszenierung von Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“, die die Geschichte eines Mannes verhandelt, der als Sicherheit für einen Kredit seinem Gläubiger Shylock ein Pfund seines Brustfleisches verpfändet hat. Im Maxim Gorki Theater, in dem außerdem am Mittwoch das Teatr Stary aus Krakau zu Besuch ist. Wojtek Klemm zeigt dabei seine Inszenierung von Brechts Theaterfragment „Der Brotladen“, das in den Jahren der Weltwirtschaftskrise 1929/30 entstand. Darin hat Brecht höchst spielerisch und witzig die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus aufgedröselt, was er im bekannteren Stück darauf, der „Heiligen Johanna der Schlachthöfe“, dann noch mal verfeinerte, als deren Vorstudie das kleine Lehrstück gilt, das in polnischer Sprache mit deutschen Untertiteln zu sehen sein wird. Das Krisenwesen Mensch und sein Verlangen nach Aufmerksamkeit steht auch im Mittelpunkt der neuen Produktion „Walking my Dragon“ der Tanz- und Theaterformation Two Fish, die Mittwoch im HAU 3 Premiere hat.

■ „Der Fall Rigoletto“: Neuköllner Oper, ab Do.

■ „Der Kaufmann von Venedig“: Maxim Gorki Theater, ab So.

■ „Der Brotladen“: Maxim Gorki Theater, Mi.

■ „Walking my Dragon“: HAU 3, Mi.–Sa.