Lehrer bleiben in der Unterzahl

Zum Schulbeginn am Montag sind 936 der versprochenen 1.000 Lehrerstellen besetzt, verkündet CDU-Ministerin Sommer. Doch wegen steigender Schülerzahlen gibt es kaum zusätzlichen Unterricht

AUS DÜSSELDORF SUSANNE GANNOTT

„Die magische Zahl heißt 936.“ Sichtlich stolz verkündete Schulministerin Barbara Sommer (CDU) gestern im Düsseldorfer Landtag, die Ankündigung der Landesregierung, für das neue Schuljahr 1.000 zusätzliche Lehrer einzustellen, sei zum Schulbeginn am kommenden Montag fast erreicht. „Das ist unsere Antwort auf mehr als fünf Millionen Unterrichtsstunden, die im vergangenen Jahr ausgefallen sind.“

Als zusätzliche „Sofortmaßnahme“ gegen Unterrichtsausfall kündigte Sommer an, dass die Schulen über den „Geld statt Stellen“-Topf bis Dezember 20 Millionen Euro mehr zur Verfügung bekommen. Mit diesem Geld können Schulen Vertretungsunterricht für erkrankte Lehrer bezahlen. Eine konkrete Prognose, um wie viele Stunden der Unterrichtsausfall durch diese Maßnahmen gesenkt werden kann, wollte Sommer aber nicht wagen. Sie hoffe schon auf eine „deutliche Reduzierung“.

Indirekt gab die Ministerin allerdings zu, dass an dem Vorwurf ihrer Amtsvorgängerin Ute Schäfer (SPD), die 1.000 neuen Stellen kompensierten nur gestiegene Schülerzahlen und schafften gar keinen zusätzlichen Unterricht, durchaus etwas dran sei. Angesichts der neuen Zahlen „hätten uns die Stellen wirklich gefehlt“, sagte Sommer. Zugenommen hat vor allem die Zahl der Erstklässler: 196.970 Kinder werden am Montag eingeschult, 4,1 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Insgesamt steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler in NRW dagegen nur um 0,6 Prozent auf 2.931.070.

Sommer bekräftigte, an den im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Vorhaben wie Englisch ab der 1. Klasse, freie Grundschulwahl und der Einführung von Kopfnoten festhalten zu wollen. Wichtig sei für sie vor allem die Frühförderung: Das Einschulungsalter soll daher „zügig“ vorverlegt werden. Parallel dazu würden für Kinder mit Sprachproblemen „Lernstudios“ eingerichtet – eine Art Schulkindergarten in sozialen Brennpunkten oder Gegenden mit hohem Migrantenanteil. Und: Die Hauptschulen will Sommer ganz besonders fördern. „Wir wissen seit PISA, dass NRW neben Bremen das Land mit der höchsten Abhängigkeit der schulischen Leistung von der sozialen Herkunft ist.“ Daher werde die Regierung bis 2012 an den Hauptschulen 50.000 „vollwertige Ganztagsplätze“ einrichten, 14.000 davon sollen bereits zum 1. Februar 2006 geschaffen werden.