meinungsstark
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Weltanschaulich-religiös? Neutral!

„Staatlicher Rufmord“, taz vom 29. 3. 19

Schade, dass in diesem religiös gefärbten Artikel eine große Gruppe von 30 Prozent der Bevölkerung total vergessen wurde: die Nichtgläubigen! Mit vielen Beispielen schrammen Sie völlig am Problem vorbei: Frauen, Menschen verschiedener Hautfarben, Rollstuhlfahrer und so weiter. Wenn ich mal – in Bayern – vor Gericht stehen sollte und ein Kreuz hinter den Richtern an der Wand oder sonst wo im Saal hinge, werde ich verlangen, dass es abgehängt wird. Und genauso würde ich beantragen, dass keine Richterin oder Richter mit Schleier, Kopftuch, Kreuzanhänger, Kippa und Ähnlichem vor mir steht. Denn auf sakrale Symbole soll im Bereich aller öffentlichen Institutionen verzichtet werden. Das verlangt unser demokratischer Staat für alle unsere BürgerInnen, die in ihm leben. Er darf unter keinen Umständen zeigen, dass er religiös-weltanschaulich nicht neutral ist, sollte aber dafür sorgen, dass die Freiheit der Religionen und religiöse Ausübung ansonsten gewährleistet ist. Helga Killinger, Gauting

Dumme Prinzessin, aber nicht Punk!

„Familie im Namen Gottes“, taz vom 1. 4. 19

Gloria von Thurn und Taxis als „Punkprinzessin“ zu bezeichnen, erfüllt ganz klar den Tatbestand der Beleidigung, den von den Sex Pistols bis zu den Toten Hosen niemand verdient hat. Mit der dümmlich-reaktionären Vatikansapologetik dieser Person haben Musiker der genannten Musikrichtung nun wirklich nichts zu tun. Dirk Heinen, Köln

Parteienwerbung EU-Wahl: Plastik?

Mich beschäftigt im Vorfeld der Europawahlen ein Thema, zu dem ich in der Presse noch nichts gelesen oder gehört habe: Die EU hat kürzlich einige Einwegprodukte aus Plastik ab 2021 verboten. Trotz dieses Gesetzes habe ich die Befürchtung, dass zur EU-Wahl antretende Parteien im Wahlkampf auf Plastikplakate setzen werden. Werbebotschaften, gedruckt auf Träger aus Hohlkammerplastik, sind sofort gebrauchsfertig. Sie müssen nicht, wie Papierplakate, auf Ständer geklebt werden. Sie sind in sich steif und können mit ein bisschen Draht oder Kabelbinder an Masten oder Zäunen befestigt werden. Sie quellen nach Regengüssen nicht auf, lösen sich nicht vom Träger. Sie sind sehr leicht.

Doch da fängt das Problem an: Bei Windbelastung brechen sie schnell durch (da hilft gern auch mal jemand nach), die Befestigungslöcher reißen aus und Plakatteile fliegen durch die Gegend. Ich habe das bei vorheriger Wahlwerbung im Raum Düsseldorf beobachten können. Was ich mir wünsche, ist, dass eine öffentliche Problematisierung in den Medien dazu führt, dass dieses Werbemittel für alle Parteien „verbrannt“ sein wird. Hyacinta Hovestadt, Erkrath

Organspende: Helferherz? Egotrip?

„Zwang zur Entscheidung“, taz vom 2.4.19

Merkwürdig, dass diese Debatte geführt wird unter der fast alleinigen Überschrift „Geben und nehmen“. Ich zähle zu denen, die weder eine Organspende für sich möchten noch einer Organspende zustimmen, und dabei spielt das Geben und Nehmen eine eher untergeordnete Rolle. Für mich geht Leben nach dem Tod weiter. Es mag sein, dass der Hirntod klar feststellbar ist, aber was Sterben und Tod letztendlich bedeuten, können wir immer nur diesseits des Vorhangs vermuten.

Für mich handelt es sich hierbei letztendlich um keine medizinische Punktlandung, sondern um einen spirituellen Prozess. Sehr bezeichnend, dass dieser Teil in unserer aufgeklärten Gesellschaft fast ausgeblendet wird. Ich merke selbst, dass ich Anlauf nehmen muss, um mich so zu positionieren, weil nämlich auch in dieser Debatte, wie bei so vielen anderen, geurteilt wird wie auf dem Portal einer Partnerschaftsbörse: Geht oder geht nicht. Schulmedizin gegen Esoterik. Helferherz gegen Egotrip. Dass ausgerechnet beim Thema Sterben und Tod die organökonomische Situation obsiegt, wirft ein Schlaglicht auf unsere Gesellschaft, die „Brauchtum“ leider sehr einseitig begreift. Hildegard Meier, Köln