wortwechsel
: Wer nicht impfen lässt – tickt nicht richtig?

Impfungen sollen schützen vor gefährlichen Krankheiten. Wird heute zu viel geimpft – mit nicht benannten Risiken? Werden Impfgegner behandelt wie ansteckende Krankheiten?

Entscheidend: Um welche Impfungen geht es? Hier: Schluckimpfung in Ghazni, Afghanistan Foto: Sayed Momizadah/dpa

„Her mit der Impfpflicht!“,

taz vom 26. 3. 19

Warum so emotional?

Es ist schon merkwürdig, dass es bei der Diskussion ums Impfen oft so emotional zugeht. Nach meiner Erfahrung sind es gerade die uneingeschränkten Befürworter des Impfens, die ihre Meinung beinahe hysterisch als die einzig richtige ansehen, und ImpfkritikerInnen dann Schmarotzertum und unmoralisches Handeln vorwerfen. Ich bin keine Impfgegnerin, aber ich stehe dem Impfen durchaus kritisch gegenüber. Die Vereinigung Ärzte für individuelle Impfentscheidung e. V. weist darauf hin, dass eine staatlich verordnete Impfpflicht das Vertrauensverhältnis zwischen Patient, Eltern und betreuendem Arzt nachhaltig verändert, „dies umso mehr, als der Arzt sich also in der Pflicht sähe, Impfabweichler behördlich zu denunzieren“.

Die Zahlen der WHO – im Jahr 2017 starben 110.000 Menschen an Masern – werden im taz-Text zitiert, jedoch wird nicht darauf hingewiesen, dass vor allem Kinder in bestimmten Regionen Afrikas oder Asiens betroffen sind, dort also, wo Kinder durch Mangelernährung geschwächt sind. Helfen wir doch lieber allen Kindern, Zugang zu sauberem Trinkwasser und ausreichend Nahrung zu erhalten! Empfohlen sei der Film „Eingeimpft“ von David Sieveking; er zeigt Eltern, die nicht einfach GegnerInnen oder BefürworterInnen des Impfens sind, sondern sich berechtigte Fragen über die Sinnhaftigkeit des Impfens stellen. Conny Türk, Willich

Impfgegner beschimpft

Liebe taz, bei Artikeln zu den Themen Impfen und Homöopathie verfallt ihr leider immer wieder in eine sehr einseitige Haltung, die eine differenzierte Analyse vollständig vermissen lässt. Es ist ja unbestritten, dass Impfungen grundsätzlich wirken und von den meisten Menschen gut vertragen werden. Aber es sollte doch auch stärker ins Bewusstsein rücken, dass die meisten Impfstoffe nur wirken, weil Aluminium als Wirkungsverstärker hinzugefügt wurde. Was macht das Aluminium genau in meinem Körper? Nebenwirkungen werden immer noch nicht komplett erfasst. Meist heißt es bei Erkrankungen, die kurz nach der Impfung aufgetreten sind, dass „ein Zusammenhang mit der Impfung nicht hergestellt werden kann“. Hallo?! Für wie doof hält man uns denn eigentlich? Unbestritten ist: Impfschäden kommen vor, zum Beispiel Autoimmun­erkrankungen, Autismus. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß man einfach nicht. In so einer Situation sollte man aber doch eher vorsichtig sein und nicht Impfgegner als „arrogant“ beschimpfen. Solange Impfschäden nicht wirklich sauber erfasst sind, entbehrt die Forderung nach einer Impfpflicht in Deutschland bei nur wenigen Todesfällen im Jahr jeglicher Grundlage. Thomas Bernard, Karlsruhe

Wahrheit auf Rezept?

Liebe taz, nicht schon wieder, das Thema Impfen ist zu ernst, um es so populistisch zu behandeln. Zitat: „Dagegen ist man doch geimpft. Die meisten Erwachsenen …“. Nein, die Impfempfehlung gibt es erst seit 1973, real zugenommen haben Impfungen in den 80er und 90er Jahren. Also: Viele Erwachsene sind eben nicht geimpft. Ich erwarte von der taz eine differenzierte Berichterstattung und bei Themen wie Impfung gibt es keine allgemeingültige Wahrheit. Das gilt es herauszuarbeiten. Matthias Höver, Sinsheim

Verhältnismäßigkeit

Dies ist der Leserbrief einer Nichtverschwörungstheoretikerin, Nichtevangelikalen, Nichtegoistin. Anders als im Artikel dargestellt, ist der Tod nicht die natürliche Folge einer Masernerkrankung. Um was geht es hier eigentlich? Um Masern, die in unserer hygienischen Umwelt äußerst selten ein Problem darstellen. Es muss bei jeder Impfung auf die Verhältnismäßigkeit geschaut werden. Eine Krankheit hat in Deutschland andere Chancen, behandelt zu werden, als in Gegenden der Erde, wo Menschen nicht ausreichend mit allem versorgt werden.

Christiane Zurmühl, Hohen Neuendorf

Beispiel HPV-Impfung

„Her mit der Impfpflicht und zwar sofort!“ Ich war erschrocken: Hab ich etwa die Seuchentoten in den Straßen übersehen? Erst letzte Woche ein ganzseitiger taz-Artikel über die HPV-Impfung (Humane Papillomviren) gegen Gebärmutterhalskrebs. In Japan wurde dieser HPV-Impfstoff verboten aufgrund gravierender Häufung von Impfschäden. Diese waren aufgrund der sehr hohen Impfrate von 70 Prozent der Mädchen nicht mehr zu übersehen. Auch Dänemark nahm die Impfung zurück.

Es stimmt keineswegs, dass es quasi keine Impfschäden gibt. Ärzte und Kinderärzte scheuen sich lediglich, einen Zusammenhang zwischen Impfung und kurz danach eingetretener Erkrankung zu diagnostizieren, geschweige denn diese an das Gesundheitsamt zu melden. Seit vor etwa zehn Jahren Impfkritik vernehmbarer wurde, wurde seitens der Pharmaindustrie ein Milliardenprogramm aufgelegt mit dem Ziel, jegliche Impfkritik im Keim zu ersticken. Mein Vorschlag: kein Impfzwang. Ein wirklicher Gesundheitsschutz unserer Kinder (und auch Erwachsener) wäre ein großes staatliches Forschungsprojekt, das sich kritisch dem Thema Impfen widmet, jenseits von Studien der Pharmaindustrie.

Brigitte Stephan, Berlin

Masern großgezüchtet

Nach Meinung der Gegner ist ein großer Fehler begangen worden, als man in den 1970er Jahren überhaupt angefangen hat, gegen Masern zu impfen. Daraufhin wuchs die erste Generation Mütter heran, die nicht über genügend Antikörper verfügte, die sie ihren Babys hätte weitergeben können. Nach einer zweiten und dritten Generation sind wir heute in der Situation, dass Masern bedrohlicher auftreten als sie es je waren. Dagegen kennt die WHO nur ein Mittel: „Durchimpfen!“ Vielleicht war es leichtfertiger Aktionismus (gepaart mit einem gewissen geschäftlichen Interesse), mit der Masernimpfung überhaupt zu beginnen.

Ulrich Varwig, Duisburg