Wechsel in Burundi

Hutu-Rebellenführer Nkurunziza als Präsident gewählt. Rivalisierende Hutu-Rebellen intensivieren Angriffe

BUJUMBURA rtr/taz ■ Das Parlament in Burundi hat gestern den bisherigen Führer der größten Hutu-Rebellenbewegung des Landes zum nächsten Staatspräsidenten gewählt. Pierre Nkurunziza von der jetzt zur politischen Partei umgewandelten CNDD-FDD (Nationalkomitee zur Verteidigung der Demokratie) war der einzige Kandidat für die indirekte Wahl, nachdem seine Partei zuvor die absolute Mehrheit im Parlament gewonnen hatte. Er erhielt 151 der 162 Stimmen. Nkurunziza wird am 26. August den Amtseid schwören und damit einen mehrjährigen Friedensprozess zum Abschluss führen. Ein Bürgerkrieg zwischen Burundis Tutsi-kommandierter Armee und Hutu-Rebellen hat seit 1993 unter den sechs Millionen Einwohnern rund 300.000 Tote gefordert. Der 40-jährige Nkurunziza wird gemäß den Bestimmungen des Friedensprozesses eine zwischen Hutu und Tutsi quotierte Regierung führen.

„Wäre es nicht für Gott, würde ich heute nicht Präsident sein“, sagte der strenggläubige Protestant Nkurunziza nach seiner Wahl. Er verließ das Parlamentsgebäude in einem schwarzen Mercedes, umringt von traditionellen Tänzern in Burundis Nationalfarben Rot, Weiß und Grün.

Vor der Wahl hatte Burundis letzte noch aktive Hutu-Rebellenbewegung FNL (Nationale Befreiungsfront) ihre Angriffe ausgeweitet. Sie schoss aus den Bergen am Rande der Hauptstadt Bujumbura am Mittwoch sechs Raketen ab, die allerdings bloß in ein Maniokfeld fielen. Auf der Hauptstraße aus Bujumbura nach Norden wurde zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein Reisesbus angegriffen und die Passagiere ausgeraubt. Kämpfe zwischen der FNL und Burundis Armee, in der inzwischen auch Nkurunzizas Rebellen integriert sind, forderten acht Tote.

Anfang der Woche hatten die im Kongo basierten FNL-Kämpfer zum ersten Mal Angriffe im Norden Burundis gestartet, traditionelle Hochburg der Hutu-Parteien des Landes. Die FNL, einst Burundis kleinste Rebellenbewegung, erhält Unterstützung von Mitgliedern der mit der CNDD rivalisierenden Hutu-Partei „Frodebu“ (Front für Demokratie in Burundi), seit diese die Parlamentswahlen verloren hat. Nkurunziza hat angekündigt, der international als „terroristische Vereinigung“ klassifizierten FNL Friedensgespräche anzubieten. D.J.