RWE fühlt sich von Trittin missbraucht

Deutschland zweitgrößter Stromkonzern soll seine Strompreiskalkulation offen legen. Bundeskartellamt ermittelt

BERLIN taz ■ Bundesumweltminister Jürgen Trittin will Tacheles reden. Im Streit um drastische Strompreisaufschläge forderte er brieflich RWE-Chef Harry Roels auf, Rechenschaft abzulegen. „Der Konzern muss nachvollziehbar begründen, warum sich trotz explosionsartiger Gewinne die Strompreise erhöhen“, so Trittin-Sprecher Michael Schroeren. In Trittins Brief heißt es unter anderem: „Wenn Ihr Unternehmen nun die – kostenlos erhaltenen – Zertifikate als Begründung für höhere Strompreise anführt, ist dies in keiner Weise nachzuvollziehen.“

RWE, zweitgrößter Energiekonzern Deutschlands, war wie alle energieintensiven Unternehmen und Stromerzeuger Anfang des Jahres mit kostenlosen Kohlendioxid-Zertifikaten ausgestattet worden. Diese berechtigen zum Luftverpesten: Wer mehr als die zugeteilte Menge emittiert, muss Zertifikate von denen zukaufen, die CO2 einsparen, ihre überschüssigen Zertifikate also in Geld münzen können. 2007 endet die erste Handelsperiode, der An- oder Verkauf muss dann über die Bühne gegangen sein. Die Regierung will erreichen, dass so der Klimakiller-Ausstoß insgesamt gesenkt wird. Konkret heißt das für die Firmen, je nach Branche den Ausstoß um 0 bis 7,4 Prozent zu senken. Wer das Ziel verfehlt, zahlt Strafe: 40 Euro pro Tonne CO2. An der Leipziger Strombörse EEX werden die Zertifikate seit März gehandelt. Die Nachfrage ist aber eher gering.

RWE wehrte sich gestern gegen die Vorwürfe Trittins: „Man versucht uns für Wahlkampfzwecke zu missbrauchen“, sagt Ralf Schäfer, Sprecher von RWE Trading. Der Konzern setze nur um, was von ihm verlangt werde. Schäfer: „Wir wechseln von Kohlekraftwerken auf umweltfreundlichere Gaskraftwerke. Die Kosten müssen über den Strompreis finanziert werden.“

Ob das so korrekt ist, überprüft jetzt das Bundeskartellamt. Der Vorwurf: Manipulationen des Zertifikatepreises an der Leipziger Böse. SERENA KLEIN