„Zwei-Klassen-Impfung“ erhitzt die Gemüter

SCHWEINEGRIPPE Impfaktionen starten in kommenden Wochen. Streit über zwei verschiedene Impfstoffe

BERLIN taz/ap | Die Regierung hat die Bestellung eines eigenen Impfstoffs gegen Schweinegrippe für Politiker und Bundesbedienstete verteidigt. Es gebe keine Zwei-Klassen-Impfung, betonte Sprecher Ulrich Wilhelm am Montag in Berlin. Der Impfstoff für den Bund und derjenige für die breite Bevölkerung seien vergleichbar. Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich nach seinen Worten mit dem für die Allgemeinheit vorgesehenen Serum spritzen lassen, falls es ihr Hausarzt empfiehlt.

Kommende Woche soll bundesweit mit der Impfung gegen Schweinegrippe begonnen werden. Zunächst sollen Beschäftigte in Gesundheitswesen und Wohlfahrtspflege, bei Polizei und Feuerwehr geimpft werden, Vorrang haben auch Schwangere. Ab Mitte November soll sich jeder impfen lassen können. Eine Impfpflicht besteht nicht.

Für Aufregung sorgten die Bestellungen unterschiedlicher Impfstoffe. Der für Bundeswehrsoldaten, Krisenstäbe und Bundesminister bestellte Impfstoff der Firma Baxter enthält im Gegensatz zu dem für die allgemeine Bevölkerung des Herstellers GlaxoSmithKline keine Wirkverstärker. Experten hatten angemerkt, dass diese Verstärkerstoffe das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen könnten. Der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Klaus Vater, wies die Kritik an einer „Ungleichbehandlung“ zurück. Alle drei verfügbaren und in Europa zugelassenen Impfstoffe seien wirksam und zuverlässig.

Zu den Nebenwirkungen sagte Vater: „Gleichgültig, was verimpft wird, es gibt immer Nebenwirkungen.“ Diese seien in den allermeisten Fällen nicht schwerwiegend und bei den diversen Seren „im Großen und Ganzen vergleichbar“.

Nach seinen Worten hat der Impfstoff mit Verstärkerstoffen zwei Vorteile: Davon lasse sich gegenüber dem Serum ohne Adjuvantien in der gleichen Zeit das Vierfache der Menge herstellen. Außerdem würden mit der Impfung auch mögliche Variationen des Grippevirus mit bekämpft. Wilhelm ergänzte, dass man den Impfstoff ohne Verstärker zweimal geben müsse, den mit Verstärker jedoch nur einmal.

Wie es zu der Zweiteilung der Bestellung kam, erklärte das Verteidigungsministerium so: Man habe für die Bundeswehr im Rahmen der Pandemie-Planung Vorrang bei der Impfung erreichen wollen, dies aber nicht durchsetzen können. Deshalb habe der Bund sich selbst um die Impfung der Soldaten gekümmert und einen Vertrag mit Baxter abgeschlossen. Den allgemeinen Impfstoff bestellten dagegen die Länder.