„Inklusion geht uns alle an“

Aktion Mensch klärt über Chancengleichheit auf

■ 55, ist seit 2009 Vorstand für Marketing bei der Aktion Mensch. Vorher war er bei der Blindenmission Christoffeler und bei Amnesty.

taz: Herr Georgi, wozu braucht es eine Aufklärungstour zum Thema Inklusion?

Martin Georgi: Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland sagt, dass sie überhaupt keinen Kontakt hat zu Menschen mit Behinderung. Exklusion ist in Deutschland „normal“, Inklusion noch ein Fremdwort.

Wo sind denn die größten Berührungsängste?

Es gibt viel Unsicherheit: Wie gehe ich auf einen Menschen mit einer Behinderung zu, wie gebe ich ihm die Hand, wenn er eine Körperbehinderung hat, was darf ich sagen oder nicht sagen? Menschen mit einer Behinderung werden oft wie Kinder angesprochen oder sie werden als mögliche Belastung in der Klasse oder bei der Arbeit gesehen, weil man ihnen nichts zutraut.

Was kann man dagegen tun?

Wichtig wäre, dass Inklusion nicht nur ein Thema von Menschen mit Behinderung und ihren Vertretern und Organisationen bleibt. Es sollte nicht nur den Schulen ein Anliegen sein, sondern zum Beispiel auch Arbeitgebern, Planern und Architekten. Inklusion geht uns alle an.

Wo ist der Aufklärungsbedarf am größten?

Es wird viel zu wenig verstanden, wie viel Chancen die Inklusion bietet. Natürlich gibt es auch Schwierigkeiten, aber wenn eine Arbeitsstelle oder ein Sportverein das Potenzial von Menschen mit Behinderung nutzt und auf Teamgeist und Solidarität zwischen Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit setzt, wird es für alle ein Gewinn.  INTERVIEW: ILK

Info-Truck der Aktion Mensch: 11 bis 20 Uhr, Lange Mühren