PRESS-SCHLAG
: Sendboten des Guten

SLOGANS Warum die Profifußballer jeden Monat eine frohe Botschaft unters Volk bringen sollten

Beim Zappen bin ich am Samstag beim Spiel des AFC Sunderland gegen Liverpool hängen geblieben. Die Spieler des AFC hatten einen interessanten Aufdruck auf der Brust: „Invest in Africa“ stand auf ihren Leibchen. Mein erster Gedanke: Hat die Premier League auch einen Motto-Tag – so wie die deutsche Bundesliga? Deren Spieler sind ja an diesem Wochenende mit dem Slogan „Geh deinen Weg“ aufgelaufen, was nicht als Gedächtnisstütze für schusselige oder undisziplinierte Kicker („Denk an deinen Laufweg“) gedacht war, sondern der Integration dienen sollte.

Doch zurück nach England: Der freundliche Aufruf zum Investment in Afrika beschränkte sich leider nur auf Sunderland. Dahinter steht eine Ölfirma, Tullow Oil, die unter anderem in Ghana, Uganda und Kenia aktiv ist. Man muss sagen: Die Engländer haben eine Chance verpasst, denn Afrika braucht jeden Heller. Auch die Ligen in Spanien, Italien und Norwegen, Finnland, Portugal, der Türkei oder Frankreich gingen leider nicht mit auf den Jakobsweg der Philanthropie. Fußballer, die sonst für Oligarchen-Strom und Masthähnchen werben, hätten wichtige Botschaften unters Volk bringen können – Aufrüttelndes, Schlaues, Weltverbesserndes. „Esst weniger Fett“ zum Beispiel. Oder „Geht wählen“, „Sei freundlich zu deinem stieseligen Nachbarn“, „Bleib sauber“ und „Mach das Häuflein deines Hundes weg“. Es ist zu hoffen, dass die Uefa eine Datei mit wohlfeilen Sprüchen anlegt, und einer aus diesem Fundus wird dann weitergegeben an die europäischen Profiligen zwecks Beflockung auf Trikots. Ein schönes Oktober-Motto wäre „Bau Kastanien-Männchen mit deinen Kindern“. Dezember: „Schon an die Geschenke gedacht?“ Januar: „Sorge für Sicherheit auf dem Gehweg vor deinem Haus.“ Februar: „Trink nicht zu viel an Fasching.“ März: „Wie wär’s mit Fasten?“ Na ja, und so weiter. Das Ganze würde hierzulande von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, dem Bundeskanzleramt unter gestrenger Aufsicht von Angela Merkel und Uli Hoeneß geleitet, der, so hört man, den Anteil von Nürnberger Bratwürsten zugunsten von Merguez-Würstchen verringern will. Ich würde das gut finden, denn die scharfen marokkanischen Würstchen schmecken viel besser als die fränkische Kinderwurst.

Kritiker der deutschen Kampagne werfen nun ein, dieses „Geh deinen Weg“ sei viel zu unpräzise gewählt. Und so falsch liegen sie nicht. Welcher Weg ist eigentlich gemeint? Wo führt er hin? Wo beginnt und wo endet er? Gibt es Wegweiser oder muss sich der Wanderer alleine zurecht finden? Man hätte klarere Ziele formulieren können. „Werde Aufsichtsrat, Polizeichef oder Bürgermeister.“ Oder noch besser: „Werde Angela Merkel. Wenn es eine protestantische Ossi schaffen kann, dann auch du.“

Ob die Bundeskanzlerin dann am Samstag auf der Tribüne des Dortmunder Westfalenstadions auch noch so kregel gefeixt hätte? MARKUS VÖLKER