Smog bei Smokie

Eine Führung durch Helmut Schmidts Haus

Kaum im dichten Nebel auszumachen: Helmut Schmidt Foto: dpa

„Es ist alles so gelassen worden, wie es war“, hustet Ina Hildburg-Schneider in einer Tour. Die 35-jährige Hamburger Kunsthistorikerin hat uns vorab das ermöglicht, was bald allen Besuchern der von ihr betreuten Gedenkstätte vergönnt sein wird: einen Rundgang durch das Privathaus von Loki und Smokie Schmidt in Hamburg-Langenhorn.

„Es wirkt fast so, als habe der 2015 gestorbene Altbundeskanzler den Platz gerade erst verlassen“, schrieb die Nachrichtenagentur dpa am Montag, und wir hätten uns von der einzigartigen Wirkung des Altkanzlerhauses auch gern überzeugt. Doch obwohl wir eine uns am Eingang überreichte Grubenlampe am Stirnband tragen, kann selbst der flutlichtstarke Scheinwerfer den dichten Nebel nicht durchdringen. Es ist alles immer noch total verraucht! Als hätte der Großquarzer Helmut Schmidt gerade erst seine hundertste Zichte des Tages ausgedrückt.

Beharrlich folgen wir der Stimme der Kunsthistorikerin und unserer Nase: Es riecht recht muffig nach Menthol und Mumie in der eher bescheidenen Immobilie am Neubergerweg. Angeblich hat ein Geschichtsstudent 6.000 Gegenstände im Haus inventarisiert. Das Einzige, was wir im Schmidt’schen Smog tatsächlich mit den Augen ausmachen können: Überall in der Wohnung verteilt finden sich leuchtende Silberschatullen mit Glimmstängeln. Damit die tüddeligen Alten ihre geliebten Sargnägel immer griffbereit hatten.

Während der Führung gibt Ina Hildburg-Schneider hustend allerlei Döntjes zum Besten über den größten Glimmstängelsohn der Stadt Hamburg. Wo er überall seine Kippen hat brennend liegen lassen. Helmut Schmidt war schließlich berühmt für seine Brandlöcher, von denen er selbst im Weißen Haus zahllose hinterlassen hat. Aber bei aller bildhaften Lebendigkeit des kunsthistorischen Vortrags, es bleibt eine reine Audio-Veranstaltung für lungenstarke Hardcore-Qualmer. Allen anderen sei dringend eine Gasmaske empfohlen.