unterm strich
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Die Asche des amerikanischen Journalisten und Autors Hunter S. Thompson ist am Samstagabend in alle Winde verstreut worden. Sie war in 34 Feuerwerkskörper verpackt, die wiederum aus einer 47 Meter hohen Kanone in den Abendhimmel geschossen wurden. An der Trauerfeier auf der Familienfarm in Woody Creeks, Colorado, nahmen rund 250 Gäste teil.

Der Schauspieler Johnny Depp, der rund 2,5 Millionen Dollar für den letzten Willen seines Freundes bezahlte, habe bei der Explosion der roten, weißen und blauen Feuerwerkskörper sein Champagnerglas in Richtung Abendhimmel gehoben und Thompson zugeprostet, berichtete die Aspen Daily News am Sonntag. Thompson hatte sich am Alter von 67 Jahren am 20. Februar dieses Jahres das Leben genommen. Er gehörte zu den radikalsten Vertretern des New Journalism; mit einer unter Alkoholeinfluss geschriebenen, aberwitzigen Reportage über das berühmteste Pferderennen in den USA, das Kentucky Derby, wurde er 1970 über Nacht der Begründer des Gonzo-Journalismus.

In diesen subjektiven Reportagen ohne feste Regeln werden eigene Erlebnisse mit Analysen, fiktiven Geschehnissen, einer gehörigen Portion Sarkasmus sowie Drogen- und Alkoholvisionen vermengt. Der Journalist wahrt keine Distanz, sondern ist selbst Teil des Ereignisses und – wie im Falle Thompsons – oft sogar wichtiger als das Geschehen selbst. Zu den Büchern Thompsons gehören „Hell's Angels“ (1966) sowie sein Buch über die Jagd nach dem amerikanischen Traum, „Angst und Schrecken in Las Vegas“ (1971). In dessen Filmadaption spielte Johnny Depp 1998 die Hauptrolle und wurde in der Folge ein enger Freund des Schriftstellers.

Mit einem großen Fest rund um die Bochumer Jahrhunderthalle ist am Samstag das Kulturfestival Ruhrtriennale 2005 eröffnet worden. „Ich habe mich in dieser Saison für die Romantik entschieden, weil in dieser Zeit die Industrialisierung des Ruhrgebiets begann“, erläuterte der Intendant Jürgen Flimm zu Beginn seiner ersten Spielzeit in Bochum. „Während in der Kunst die Natur mit Hingabe besungen wurde, begann man, sie brutal auszubeuten.“ Flimm präsentierte einen Ausblick auf die Uraufführungen der kommenden Saison. Dazu zählt etwa das erste Fußballoratorium der Musikgeschichte, „Die Tiefe des Raumes“, das die Besucher auf die Fußball-WM 2006 einstimmt. Im Singspiel „Steine und Herzen“ wird die wissenschaftliche Eroberung der Alpen Ende des 18. Jahrhunderts thematisiert. Als erste Künstlerin der Saison trat am Abend Patti Smith in der ausverkauften Jahrhunderthalle auf.