Schlankheitskur für Bosniens Verwaltung

Der Repräsentant der Internationalen Gemeinschaft, Ashdown, will 180 Stellen streichen. Ob er bleibt, ist unklar

BERLIN taz ■ Die internationale Bosnien-Verwaltung soll zum Jahresende massiv verkleinert werden. Der Hohe Repräsentant Paddy Ashdown will offenbar 180 Stellen und damit rund 40 Prozent seines Apparates streichen.

Nach Angaben aus Diplomatenkreisen in Bosniens Hauptstadt Sarajevo sollen diese Woche zahlreiche internationale und nationale Beschäftigte informiert werden, dass ihre Ende 2005 ablaufenden Verträge nicht verlängert werden. Ein Sprecher Ashdowns wollte den Schritt nicht bestätigen: „Wir kommentieren keine Fragen zu unserer Struktur“, sagt Mario Brkic.

Allerdings hat Ashdown bereits angedeutet, dass die im Land verteilten Büros der Quasi-Protektoratsverwaltung außerhalb von Sarajevo zur Disposition stehen. Offen ist auch seine eigene künftige Rolle. Der Exchef der britischen Liberalen vertritt neben seinem Job als Hoher Repräsentant der Internationalen Gemeinschaft auch die Europäische Union in Bosnien.

Der 64-Jährige wird im November aufhören, glauben viele Beobachter in Sarajevo. Viel erreicht hat Ashdown nach deren Meinung nicht. Seine Strategie, die Strukturen des Gesamtstaates Bosnien-Herzegowina zu stärken, ist nicht aufgegangen. Zwischen der Serbenrepublik und in der kroatisch-muslimischen Föderation hat sich die Abgrenzung eher noch verfestigt.

Durch eine Indiskretion in Ashdowns Protektoratsverwaltung ist jetzt eine für die Europäer vernichtende Analyse der International Crisis Group (ICG) bekannt geworden. Darin bemerken die Autoren, dass seit Beginn der europäischen Polizeimission EUPM (European Union Police Mission) vor zweieinhalb Jahren die Kriminalitätsrate um 22 Prozent in der Serbenrepublik und um 32 Prozent in der kroatisch-muslimischen Föderation gestiegen ist. Und das, obwohl die EU ihre Mission mit 38 Millionen Euro Jahresbudget ausstattete, um die Polizeiarbeit in Bosnien zu professionalisieren.

Auf dem internationalen Parkett wird über eine Fortführung des Bosnien-Engagements der internationalen Gemeinschaft verhandelt. Beobachter spekulieren über eine weitere Europäisierung. Möglicherweise werden mehr Aufgaben der Protektoratsverwaltung auf das Büro der Europäischen Kommission in Sarajevo übertragen. Am Ende könnte eine abgespeckte Verwaltung stehen, für die es leichter sein könnte, einen Nachfolger für Ashdown zu finden. Dafür hat sich bislang kein Kandidat gefunden.

FRANK HOFMANN