KURZKRITIK: HENNING BLEYL ÜBER „SOPHIE SCHLÄFT“
: Opernträume aus Pappe

Ein neuer Wind weht im Theater, und der ist auch bei der Spielzeit-Eröffnung der kleinsten Goetheplatz-Sparte zu spüren. Dass – anders als früher – der Intendant da ist, liegt auch daran, dass wieder einer da ist. Aber als es zuletzt einen gab? Ab-Sechsjährige, für die „Sophie schläft“ geschrieben ist, tragen selten Pelz, treten keinem Internationalen Kulturforum bei und geben ihr Taschengeld nicht für Opernstudio-Stipendien aus.

Michael Börgerding und sein ebenfalls präsenter kaufmännischer Geschäftsführer finden Kindertheater trotzdem wichtig. Bemerkenswerte Neuerungen sind auch auf dessen Bühne zu sehen: Philipp Michael Börner wechselte vom Schauspielhaus ins kleine Moks, eine Frucht des neuen Miteinanders, des Arbeitens auf Augenhöhe, das man der kollektiven Interims-Intendanz hoch anrechnen muss.

„Sophie schläft“, gemeinsam von Theo Fransz und dem Ensemble geschrieben, ist ein Geschwister-Eifersuchtsstück. Weiter als sonst üblich wagt sich das Moks ins Absurde. Der Rahmen ist ein Traum, das Bühnenbild ein großformatiges Pappe-Werk, das Mareile Kretteks Ambitionen, mal eine Oper auszustatten, eindrucksvoll offenbart. Obwohl die eingestreuten Jesus-Jokes nur der besonders bibelfeste Nachwuchs versteht: spielerisch und thematisch ein gewohnt qualitätvoller Einstieg.

Der ganze Spielzeit-Start: SEITE 23