Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die Frage „Wie wollen wir leben?“ wird ja oft im Theater verhandelt. In dieser Woche in den Sophiensælen, wo Bernarda Horres das neue Stück des Dramatikers Christoph Nussbaumeder uraufführen wird. Darin sucht eine junge Frau nach Wegen, dem Elend unserer „marktkonformen Demokratie“ zu entkommen. So hat Angela Merkel unser aktuelles Staatswesen einmal definiert. „Meine gottverlassene Aufdringlichkeit“ ist das Stück überschrieben, das eben genau das, nämlich die Gottverlassenheit unserer neoliberalen marktschreierischen Existenz unter die Lupe nimmt. Unsere etwas kränkelnde Demokratie ist auch der Untersuchungsgegenstand der neuen Produktion des Regieteams Tom Kühnel und Jürgen Kuttner. Offiziell wird Michael Frayns dramatische Aufarbeitung des Falles Willy Brandt-Günter Guillaume „Demokratie“ gespielt. Aber wer Kühnel & Kuttner kennt, weiß, dass bei ihnen die Inszenierung von Stücken stets ihrer gleichzeitigen Unterwanderung einhergeht. Premiere ist am Freitag im Deutschen Theater. In der Charlottenburger Kantstraße wird in den Katakomben des Delphi-Kinos nach gründlicher Renovierung die traditionsreiche Vagantenbühne wiedereröffnet, standesgemäß mit einem berühmten Stoff aus der Welt der Gaukler und Vaganten: Frederico Fellinis „La Strada“, jener tragischen Geschichte vom grobschlächtigen Schausteller Zampano und der traumtänzerischen Gelsomina. Großes Theater im kleinen Haus! Es inszeniert der Kabarett- und Musicalspezialist James Edward Lyons. Im Theater an der Parkaue steht ein weiterer berühmter Stoff auf dem Programm, eine Dramatisierung von E.T.A. Hoffmanns Kriminalgeschichte aus der Zeit Ludwigs XIV. In Versailles kommen auf mysteriöse Weise junge Adelige grausam um. „Das Fräulein von Scuderi“ muss ermitteln.

■ „Meine gottverlassene Aufdringlichkeit“: Sophiensæle, ab heute

■ „Demokratie“: Deutsches

Theater, ab Fr.

■ „La Strada“: Vagantenbühne,

ab Mi.

■ „Das Fräulein von Scuderi“:

Theater an der Parkaue, ab heute