Fahrer auf der Flucht

Bei jedem vierten Unfall in Berlin gehen Autofahrer stiften

Sie haben Angst vor Strafe oder schlicht keine Lust zu warten: Fast jeder vierte Unfallverursacher in Berlin begeht Fahrerflucht. Seit Jahren steigen die Unfallzahlen. Der Anteil von Crashs mit Unfallflucht bleibt aber konstant, wie aus Zahlen der Berliner Polizei hervorgeht. Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Unfälle liegt der Anteil von Fahrerflucht-Delikten zwischen 2007 und 2017 zwischen 21 und 23 Prozent. Am Montag stellen der Berliner Senat und Polizei die Statistik zur Verkehrssicherheitslage 2018 vor.

2017 floh bei gut 33.000 Unfällen der Täter, wie aus Zahlen der Polizei Berlin hervorgeht. Insgesamt habe es rund 143.000 Verkehrsunfälle gegeben. Damit wurde bei fast jedem vierten Unfall Fahrerflucht begangen. Die Aufklärungsrate lag wie auch schon im Jahr davor bei rund 40 Prozent. Mitte der 2000er Jahre wurde noch fast jeder zweite Fall von Fahrerflucht aufgeklärt. 2017 wurden bei Unfällen mit Fahrerflucht drei Menschen getötet, ebenso viele wie im Jahr davor. 168 Menschen wurden schwer (2016: 147) und 1.755 leicht verletzt (2016: 1.684).

Laut Verkehrspsychologe Helmuth Thielebeule fliehen die Täter in der Regel aus Angst vor Strafe – vor allem, wenn Drogen oder Alkohol im Spiel seien. „Im schlimmsten Fall ist dann der Führerschein weg.“ Aber auch bei Schäden im nüchternen Zustand werde der Autofahrer bei der Versicherung hochgestuft – und ein kleinerer Schaden deshalb oft nicht gemeldet. Ein weiterer Grund könne Bequemlichkeit sein: „Die haben keine Lust, zu warten oder die Polizei zu rufen.“

Polizeisprecher Stefan Petersen erklärt, dass die Polizei bei jedem Unfall mit Schadensfall informiert werden sollte – auch wenn es sich nur um einen kleinen Kratzer am Auto handle. Die verbreitete Praxis, einen Zettel mit Kontaktdaten an die Windschutzscheibe zu klemmen, empfehle er nicht. „Das ist keine Garantie.“ Eine Fahrerflucht könne, je nach Schwere der Tat, mit bis zu drei Jahren Haft geahndet werden, sagte Petersen. (dpa)