VORMERKEN
: In der Akademie der Künste wird die hohe Kunst des Schallplattenspielens geübt

Für einen audiophilen HiFi-Fetischisten muss so eine Vorführung die Hölle sein. Zu sehen, wie man mit den geheiligten Vinylschallplatten auch umgehen kann, die nach der guten Lehre doch sorgsam und am besten behandschuht aus ihren Schutzhüllen zu ziehen sind, um sie dann ganz behutsam auf den Plattenspieler zu befördern, damit ja nur kein Kratzer die Platte schädigen kann … und hier zerrt sie der Mann fast schon gewalttätig auf die Plattenspieler und wirft mit den Tonarmen geradezu um sich, dass es nur so knirscht. Um mögliche Kratzer schert sich der Mann dabei keineswegs und ruckelt lieber am Plattenspieler, um noch ein paar musikalische Aspekte mehr aus seinem Material zu holen. Die Hölle für die Audiophilen, die als schreckende „So geht das doch nicht“-Lehrveranstaltung am morgigen Donnerstag in der Akademie der Künste zu sehen ist: Mit „Record Player“, einem Dokumentarfilm, der die wirklich bahnbrechende Arbeit von Christian Marclay als Schallplattenspieler zeigt, der sich nicht allein mit dem Scratchen begnügen will. Der Auftakt zum T.I.T.O.-Festival, The International Turntable Orchestra, bei dem sich bis Sonntag 14 Turntablisten in der Akademie der Künste treffen, um in Solos, Duos und verschiedenen anderen Konstellationen bis hin zum täglichen Orchester die musikalischen Möglichkeiten bei der Arbeit mit dem Schallplattenspieler als Instrument auszuloten. TM

■ T.I.T.O.: Akademie der Künste, Hanseatenweg 10. Donnerstag bis Sonntag. tito.zangimusic.de