Köpenick erleuchtet

Nach 30 Stunden Stromausfall ist wieder Strom da – Schadenersatz gibt es wohl bei der Baufirma

Nach dem Ende des mehr als 30-stündigen Stromausfalls in Berlin-Köpenick hat sich Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) erleichtert gezeigt. Es herrsche jetzt wieder „Normalbetrieb“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Bei den Bürgern drehe sich die Diskussion inzwischen um die Frage von Entschädigungen. Ansprüche müssten seines Wissens gegenüber der Baufirma geltend gemacht werden, die die Kabel bei Bauarbeiten am Dienstagnachmittag beschädigt hatte.

Im Falle einer noch längeren Zeit ohne Strom hätte sich die Situation nach Igels Einschätzung verschärft. „Da hätten wir, denke ich, größere Probleme bekommen, eine Unterbringung zu organisieren.“ Für die rund 60.000 betroffenen Bewohner war eine Notunterkunft mit 250 Plätzen zum Aufwärmen eingerichtet worden, diese sei jedoch nur tagsüber gebraucht worden. „Das wäre aber mit Sicherheit anders geworden, wenn noch eine weitere Nacht hätte rangehängt werden müssen“, meinte Igel.

Als „gewaltige Aufgabe“ habe sich die Weitergabe von Informationen ohne Strom erwiesen: Der Bezirk habe etwa die sozialen Medien genutzt, Mitarbeiter seien zudem rund um das Rathaus ansprechbar gewesen.

Längere Stromausfälle wie jetzt im Berliner Stadtteil Köpenick sind in Deutschland laut Bundesnetzagentur selten. Die Versorger müssen der Bonner Behörde alle Unterbrechungen der Stromversorgung melden, die länger als drei Minuten dauern. Im Jahr 2017 gab es deutschlandweit rund 166.500 solcher Stromausfälle. Rein rechnerisch bedeutet das: Jeder Verbraucher war 2017 gut 15 Minuten ohne Strom. Im Vergleich zu 2016 hat sich dieser Wert um gut zwei Minuten erhöht.

„Die Qualität der Stromversorgung in Deutschland liegt im europäischen Vergleich aber weiter auf einem sehr hohen Niveau“, sagte ein Sprecher der Netzagentur am Donnerstag. Hauptursachen für Stromausfälle sind Stürme, Hochwasser, Schnee oder andere Umweltereignisse. Die durch das Wetter verursachten Ausfallzeiten hätten sich 2017 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Dagegen habe die Dauer der Versorgungsunterbrechungen durch Einwirkungen Dritter, etwa bei Bauarbeiten, leicht abgenommen. „Der sogenannte Baggerbiss ist als Ursache für Stromausfälle recht selten“, sagte der Sprecher.

Am stabilsten ist das Stromnetz in Rheinland-Pfalz, wo die durchschnittliche Unterbrechungsdauer 2017 gut sieben Minuten betrug. In Berlin waren es 2017 knapp 18 Minuten. Die längste durchschnittliche Unterbrechung hatte Brandenburg mit fast 21 Minuten. (dpa)