Mannesmann reloaded

HEUSCHRECKEN-TV Feindliche Investoren, gierige Vorstände: Nur Senta Berger bleibt in „Frau Böhm sagt nein“ (20.15 Uhr, ARD) aufrecht

Was ein subtiler Wirtschaftskrimi hätte werden können, ist so klischeeüberfrachtet, dass es einem graust

VON STEFFEN GRIMBERG

Von wegen, die fetten Jahre sind vorbei: Da wird die alteingesessene, eben mit einem neuen Vorstandschef gesegnete Hewaro AG von einem Investor feindlich übernommen, und prompt hagelt es für den willigen Vorstand satte Prämien.

Doch dann ist da noch Frau Böhm (Senta Berger), eine Mischung aus Vorstandsbuchhalterin und Bürovorsteherin alten Schlags. Die Rock und Bluse statt Hosenanzug trägt, nach Feierabend mit dem Bus nach Hause fährt – und natürlich die unbestechliche Redlichkeit in Person ist. Nur dass in Frau Böhms Büro schon ein Ficus und kein Gummibaum mehr steht, stört die Sepia-Idylle etwas. Und über allem steht ganz groß Mannesmann.

Obwohl: Ganz so explizit will der Film die Übernahme-Schlacht aus den Jahren 1999/2000 – damals hatten Vorstandschef Klaus Esser und andere Mannesmann-Manager nach der Übernahme durch den Vodafone-Konzern satte „Anerkennungsprämien“ kassiert – dann auch wieder nicht zum Vorbild haben. Vielmehr fängt „Frau Böhm sagt nein“ extra mit dem Hinweis an, alles wäre frei erfunden und jegliche Ähnlichkeit mit lebenden Personen reiner Zufall.

So entwickelt Connie Walther (Regie) ein arg simples Lehrstück über den Kapitalismus: Es geht um Gewinnmaximierung, basta! Betriebsrat und Personalvorstand – hier macht das Buch von Dorothee Schön noch kleine Anleihen beim VW-Skandal – werden mit Lustreisen geködert und mundtot gemacht. Wer da nicht mehr reinpasst, geht besser. So macht es auch Frau Böhm: die für die anderen MitarbeiterInnen bislang unnahbare ältere Dame aus der Vorstandsetage wird zur Respektsperson auf Augenhöhe, weil sie die Millionenboni für die willfährigen Manager nicht anweist, sondern lieber kündigt.

Was ein subtiler Wirtschaftskrimi hätte werden können, ist so klischeeüberfrachtet, dass es einem graust: Der Großaktionär, der beim Deal im Hintergrund die Fäden zieht, ist natürlich ein zwielichtiger Asiate. Und die selbst mit einer Prämie bedachte Chefsekretärin alleinerziehende Mutter, nach einem Hörsturz völlig überlastet und daher erpressbar. Um Frau Böhms ganz eigenen Aktenschrankcharme wenigstens etwas zu kontrastieren, muss die Gute gleich zu Beginn des Films ein Igelkind retten – und sich später sogar noch ne flotte Brille kaufen. Brrrr.

Am Ende lädt sie konsequenterweise der längst outgesourcte Mann vom Wachdienst zum Pensionärskegeln ein – und der Zuschauer bleibt mit der beruhigenden Botschaft zurück, dass wir einfachen Deutschen irgendwie die sozialeren Kapitalisten wären, wenn man uns nur ließe.