Ehrenvoller Weltrekord

Sensenmann jätet unter Wahrheit-Feinden

Was will uns der Weltgeist damit sagen? Derzeit sterben die Feinde der Wahrheit wie die Fliegen. Erst Arnulf Baring, dann Klaus Kinkel. Baring, der vorigen Samstag abtrat, hatte einst 5.000 Euro Schmerzensgeld bekommen, weil die Wahrheit den Historiker nach einem Talkshow-Auftritt, in dem er „den Enthusiasmus“ der Nazi-Zeit lobte, als etwas bezeichnete, das wir auch nach seinem Tod besser nicht wiederholen sollten. Aber die 5.000 Euro waren es wert. Am Montag starb dann Klaus Kinkel, der immer noch den taz-internen Weltrekord im Abo-Abbestellen hält. Einst hatte Kinkel als Parteioberer gleich fünf taz-Abos der FDP auf einmal gekündigt, weil auf einer Wahrheit-Seite nebeneinander ein Foto von Adolf Hitler und ein Foto seines Parteifreunds Guido Westerwelle erschienen waren. Der wütende Brief des ehemaligen Geheimdienstchefs Kinkel hing lange als Trophäe im Wahrheit-Büro. Fehlt nur noch Sepp Blatter, der auch 5.000 Euro bekam, weil die Wahrheit den Fifa-Boss einen „Verbrecher“ nannte. Doch wie heißt es? Nihil nisi bene. Nur Gutes über die Toten. Deshalb werden wir den Verstorbenen ein ehrendes Gedenken bewahren. Denn schließlich gilt die Devise: Viel Feind, viel Ehr. In dem Sinne müsste sich die Wahrheit langsam mal ein paar neue Feinde machen …