Kein Anschluss unter diesem Jugendknast

Justiz Häftlinge können im Gefängnis Charlottenburg nicht mehr mit eingeschmuggelten Handys telefonieren. Ein Störsender soll alle Signale unterdrücken. Der erste Test verlief erfolgreich

Jugendstrafanstalt Charlottenburg, gut 15 Journalisten stehen im Treppenhaus und starren auf ihre Handys. Dann drückt Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) auf dem Computer vor ihm den „Reactive-Button“. Nach ein paar Sekunden kann Heilmann aufatmen: Alle Handys zeigen plötzlich „Netzsuche“ an. Was sonst wütend auf die schlechte Abdeckung durch den Telefonbetreiber geschoben wird, ist in diesem Fall ein lang geplantes Projekt der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der Senatsverwaltung für Justiz.

Der Störsender im U-Haft-Bereich des Gefängnisses soll Handygespräche, SMS, MMS und mobiles Internet verhindern. Denn trotz Verbots telefonieren viele Häftlinge mit eingeschleusten Handys. Sie werden laut der Justizverwaltung in Schuhsohlen oder unter Lastwagen hineingeschmuggelt, manchmal bringen auch Rechtsanwälte ihre Klienten welche mit. In diesem Jahr wurden bereits rund 200 Handys nur in der Charlottenburger Haftanstalt sichergestellt. „Insbesondere wegen möglicher Einschüchterung von Zeugen und sonstiger Einflussnahme auf laufende Prozesse ist es in Untersuchungsgefängnissen besonders wichtig, Telefongespräche zu unterdrücken“, erklärte Heilmann.

Das neue System kostet fast 840.000 Euro, rund 250.000 Euro mehr als geplant, berichtet Heilmann. Diese Mehrkosten würden sich aber lohnen, da das System unanfällig für Störungen und einfach nachzurüsten sei.

Nur: Was wird geblockt?

Als erstes deutsches Gefängnis hat die baden-württembergische Justizvollzugsanstalt Offenburg vor gut einem Jahr einen solchen Mobilfunk-Blocker installiert. Schwierig ist vor allem, die zu blockierenden Areale von öffentlichem Gebiet abzugrenzen. Ziel des Pilotprojekts in Charlottenburg ist es, im Bereich des U-Haft-Gebäudes gar keinen Mobilfunk zuzulassen, außerhalb des Geländes die Netze jedoch nicht zu beeinträchtigen. Dabei wird ein regelbares Antennennetzwerk mit zentraler Systemtechnik unter dem Dach des Gebäudes getestet. Diese Variante sei sehr flexibel und nicht auf einzelne Störsender innerhalb der Zellen angewiesen, sagte der technische Projektleiter. So ließe sich die zentrale Steuerungssoftware leicht nachrüsten.

Bis Ende des Jahres werden die Erfahrungen mit den Handyblockern gesammelt. Anschließend will Heilmann entscheiden, ob sie auch in anderen Gefängnissen des Landes installiert werden können. Benjamin Moscovici