Schande von Rotterdam

Zoll beschlagnahmt Kim Jong Uns Feierwodka

Wegen der Niederländer sind die Nordkoreaner trockengelegt. Muntere Gipfelrunde mit Hefekloß und Vanillebombe Foto: ap

Ausgerechnet in diesen vom zarten Frühlingswind des Friedens und von grazilen Tropfen des Tauwetters geprägten Tagen, da sich in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi der führende Führer des vorbildlichen nordkoreanischen Reiches, der große Genosse Marschall Kim Jong Un unter hoher internationaler Beachtung mit dem amerikanischen Staatsmann Donald John Trump trifft, versuchen feindliche imperialistische Kräfte ein Störfeuer gegen die historische Zusammenkunft zu eröffnen – und das am anderen Ende der Welt! In Rotterdam! In den Niederlanden!

Wie niederträchtig muss man sein, während einer einzigartigen diplomatischen Initiative, die von der ganzen Welt mit angehaltenem Atem verfolgt wird, den Staatenlenker der Demokratischen Volksrepublik Korea, den herrlichen Herrscher Kim Jong Un, auf offener Bühne derart zu beleidigen? Am Dienstag meldete die französische Nachrichtenagentur AFP, dass der niederländische Zoll im Hafen von Rotterdam 90.000 Flaschen russischen Wodka auf einem chinesischen Schiff beschlagnahmt hat. Die hochprozentige Fracht war einem Bericht der Zeitung Algemeen Dagblad zufolge direkt für den verehrten Kim Jong Un und die militärische Führung des friedliebenden Landes Nordkorea bestimmt. Was mit den 90.000 Flaschen geschehen soll, sei noch nicht entschieden. Sie könnten nun zerstört werden.

Was eine für den Kapitalismus typische gigantische Verschwendung! Womit soll denn Kim Jong Un seinen großen diplomatischen Erfolg dann feiern, wenn er nach Abschluss der Gespräche mit einem fundamentalen Friedensvertrag nach Pjöngjang zurückkehrt? Etwa mit „Koryo Liquor“? Diesem von nordkoreanischen Spitzenforschern wegen des UN-Embargos auf Luxusprodukte entwickelten Gesöff aus sechs Jahre altem Ginseng und gebranntem Klebereis? Der nach Berichten aus Nordkorea keinen Kater verursachen soll, weil er gar keinen Alkohol enthält, obwohl auf den Flaschen 30% bis 40% ausgewiesen sind.

Das ist einem historischen Hefekloß und seinem Wirken nicht würdig. Den Feierwodka vorenthalten – eine Schande!