Kito Nedoschaut sich in Berlins Galerien um:
Teppiche haben im Werk der israelischen Malerin Fatma Shanan eine besondere Bedeutung. Die Künstlerin begreift sie als heterotopische Zonen die aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgenommen werden können, um anschließend an beliebiger Stelle und zu jeder Zeit in subversiver Weise neu platziert zu werden. So kann im Handumdrehen ein neuer Ort für den Selbstausdruck etabliert werden. Die menschlichen Figuren, die mitunter auf den Bildern (zu sehen bei Dittrich & Schlechtriem) über dem Teppich zu schweben scheinen, strahlen eine meditative Ruhe aus. Im Reich der Malerei erscheinen die textilen Flächengebilde auch als eine Art softes Fortbewegungsmittel – bereit für das Übersetzen in abstraktere Gefilde (Eröffnung am 1. 3., 18 bis 20 Uhr; Ausstellung bis 13. 4., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Linienstr. 23).
Zu Lebzeiten galt der rumänische Künstler Florin Mitroi (1938–2002) als zurückgezogener Eigenbrötler, dessen Werke kaum in der Öffentlichkeit gezeigt wurden. Als Professor an der Kunstakademie in Bukarest zwischen 1961 und 2002 war er über vier Jahrzehnte zugleich eine prägende Figur für viele jüngere Künstler*innen. Die Galerie Esther Schipper, die sich um Mitrois künstlerischen Nachlass kümmert, zeigt nun eine kleine Retrospektive mit Werken aus der Zeit zwischen 1974 und 2002. Mitrois zentrales Motiv ist der Mensch. Und dieser Mensch, dessen Abbild nicht selten wohl den Künstler selbst darstellte, wirkt bedrückt, geknechtet und gequält. Die Äxte hingegen, die der Künstler einst ähnlich prominent ins Bild setzte, erscheinen gehärtet und gefährlich scharf. Was für eine Mischung (bis 6. 4., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 81e).
„European Night“ hat der marokkanisch-französische Künstlers Achraf Touloub seine Ausstellung in der Galeria Plan B genannt. Das klingt poetisch und verheißungsvoll. Der 1986 geborene Künstler interessiere sich für „das Vermögen der nächtlichen Zeit, Symbolisches zu produzieren“, steht in der Ausstellungsinfo zu lesen. Touloub zeichnet mit feinem Strich teilweise auf großformatige Papierbögen und produziert Bilder, die paradoxerweise klar und komplex-verschachtelt wirken. Menschliche Silhouetten schälen sich aus dem grafischen Gestrichel und scheinen zugleich auch wieder zu verschwinden. Sie wirken, als seien sie weder ganz „hier“ noch ganz „dort“. So vielleicht wie jene halbvirtuellen Wesen, die in neulich in einem posthum veröffentlichten Text des Neurologen Oliver Sachs beschrieben wurden: Menschen, vertieft in ihre Smartphones und in ihnen gefangen (bis 13. 4., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Potsdamer Str. 77–87 G).
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