CDU und Schröder gewinnen die Umfragen

Vier Wochen vor der geplanten Bundestagswahl ist die NRW-Wählerschaft gespalten: Mehrheit für Schwarz-Gelb. Doch die meisten Wahlberechtigten wollen, dass Gerhard Schröder Kanzler bleibt. Uni Duisburg-Essen mit Online-Umfrage

DUISBURG/BONN taz ■ Die Wahlberechtigten in Nordrhein-Westfalen wissen noch nicht so recht, was sie wollen. Vier Wochen vor der geplanten Bundestagswahl votieren die NRW-Bürger für eine CDU-Regierung – und für SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder. Während CDU und FDP laut einer aktuellen Umfrage von Infratest-dimap auf eine absolute Mehrheit hoffen können, votieren fast 50 Prozent der Befragten in NRW für die Wiederwahl des Regierungschefs.

Laut einer Umfrage im Auftrag des WDR unter 1.000 repräsentativ ausgewählten NRW-Wahlberechtigten, kommt die SPD im größten Bundesland auf 34 Prozent. Damit erreicht sie 5 Prozentpunkte mehr als bei der letzten NRW-Umfrage im Juni. Die CDU kommt auf 45 Prozent. Die Grünen befinden sich ebenfalls leicht im Minus bei jetzt 6 Prozent. Die FDP erreicht ebenfalls 6 Prozent. Die Linkspartei liegt bei 7 Prozent.

Ein anderes Bild ergibt sich bei der so genannten Kanzlerfrage. SPD-Regierungschef Gerhard Schröder gewinnt das Kanzler-Duell klar mit 49 Prozent. CDU-Herausforderin Angela Merkel wollen 36 Prozent der Befragten als Bundeskanzlerin. Eine aktuelle Erhebung des Bonner Umfrageinstituts Omniquest bestätigt diesen Trend. Im so genannten „Kanzlertrend“ von Omniquest liegt der Amtsinhaber teils noch klarer vor der Kanzlerkandidatin. Für die Umfrage sprach das Institut zwischen dem 18. und 21. August mit 1.000 wahlberechtigten Bürgern. Schröder gewinnt bei den abgefragten Kompetenzfeldern „Führungsstärke“, „Volksnähe“ und „internationale Erfahrung“ deutlich. Bezogen auf NRW ist Schröders Vorsprung meist noch deutlicher. Merkel gilt als ehrlicher. Auch beim Thema Wirtschaftskompetenz führt sie hauchdünn.

Eine eigene Wahlumfrage hat das Institut für Politikwissenschaft der Uni Duisburg-Essen gestartet (wahlumfrage2005.de). „Nach anderthalb Wochen haben wir schon knapp 3.000 Teilnehmer“, sagt Politikwissenschaftler Thorsten Faas, einer der Initiatoren des Projekts. Bis zur Wahl wollen die Forscher die Zahl von 10.000 Umfrage-Teilnehmern erreichen. Faas: „Die Internet-Ergebnisse sind nicht unbedingt repräsentativ, zeigen aber Trends und Entwicklungen.“

Die genauen Ergebnisse werden später ausgewertet, so Faas, aber ein Trend zeichne sich schon ab: „Unsere Umfrage zeigt, dass uns ein Kampf um die Themenhoheit bevorstehen könnte.“ Gefragt, wie wichtig ihnen verschiedene Themenbereiche seien, liege zwar der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit vorne, aber auch die Schaffung einer familienfreundlichen Gesellschaft werde von den Befragten als sehr wichtig eingestuft. „Die Brisanz dieses Befunds liegt nun darin, dass – was die Kompetenz zur Lösung dieser Probleme anbetrifft – Schwarz-Gelb beim Kampf gegen die Arbeitslosigkeit relativ deutlich vorn liegt, Rot-Grün aber im Bereich der Familienpolitik“, sagt Wahlforscher Faas. Was Schröder also früher als „Gedöns“ bezeichnet habe, könne sich in diesem Wahlkampf zu einer „echten Trumpfkarte“ für ihn entwickeln.

MARTIN TEIGELER