Schluss mit ruhig

Nach einer niederschmetternden Pleite in Mainz erklärt Schalkes Manager Christian Heidel seinen Rücktritt – und wirkt erleichtert

Bild aus glücklichen Tagen: Manager Heidel und Aufsichtsratschef Tönnies bei der Feier der Vizemeisterschaft 2018 Foto: dpa

Aus Gelsenkirchen Daniel Theweleit

Der Samstag war ein trauriger Tag für die Angehörigen des FC Schalke 04. Die Mannschaft hatte ganz und gar trostlos Fußball gespielt, ist nach dem 0:3 von Mainz festes Mitglied im Kreis der Abstiegskandidaten. Und dann gab auch noch Christian Heidel seinen Abschied vom Revierklub bekannt. Der scheidende Sportvorstand selbst lief allerdings ziemlich beschwingt durch die Gänge des Stadions, gab Interviews, erläuterte seine Entscheidung. Er ist offenbar erleichtert, dieses komplizierte königsblaue Bundesligagebilde verlassen zu können.

„Ich bin jemand, der immer konsequent ist, und wenn ich die Verantwortung habe, dann muss ich mir auch überlegen, ob ich dieser Verantwortung noch gerecht werde“, sagte er in Anspielung auf die prekäre sportliche Lage. Damit reagierte er zum einen auf die Großkrise, in der der Klub steckt. Zugleich ging er aber auch auf seine Kritiker los: Bestimmte Zeitungen, ganz unverblümt nannte er Publikationen aus dem Springer-Verlag, hätten die Ebene sachlicher Kritik und der Fairness verlassen, diesen „Kampf kann man nicht gewinnen, den kann man aussitzen, ich bin niemand, der irgendwas aussitzt“, erläuterte er. Nun hat er den Kampf aufgegeben.

Tatsächlich gehört Heidel jenem Managertypus an, der für Journalisten, die eigentlich jeden Tag eine hübsche Schlagzeile für den Boulevard brauchen, ein großes Ärgernis ist. „Ruhe ist das Elementare für den Erfolg eines Klubs“, sagte er in Mainz, nun könne er sich „nicht hinstellen“ und sagen: „Ich stehe für Ruhe im Klub, wenn ich momentan der Auslöser der Unruhe bin“, sein Ausweg ist der Rücktritt spätestens zum Saisonende ohne Abfindungszahlungen.

Kultur der Zurückhaltung

Das klingt schlüssig, denn lange Zeit war es ihm hervorragend gelungen, eine Kultur der Zurückhaltung an diesem fiebernden Standort zu installieren. Das ist eine von Heidels großen Leistungen, selbst der mitteilsame Aufsichtsratschef Tönnies hat seinen direkten Draht in einige Redaktionen abkühlen lassen, auch das ist wohl gemeint, wenn in Anspielung auf Heidels Mainzer Vergangenheit der Vorwurf erhoben wird, dieser Funktionär habe den großen FC Schalke 04 zu einem kleinen „FSV Schalke 05“ gemacht, was Heidel sehr gekränkt haben muss. Schließlich beendete der Klub die vorige Bundesliga Saison auf Tabellenplatz zwei, steht im Achtelfinale der Champions League.

Unbestreitbar ist aber, dass seine Transferpolitik höchst unglücklich war. Womöglich dachte der Manager hier wirklich zu klein. Seine besten Transfers waren günstige Lösungen wie die Verpflichtung von Daniel Caligiuri vom VfL Wolfsburg, von Guido Burgstaller vom 1. FC Nürnberg. Der Großteil der dreistelligen Millionensumme, die Heidel in Transfers investierte, führte hingegen nicht zum gewünschten Erfolg. Das ist natürlich auch Thema im Aufsichtsrat gewesen, wo die Zweifel an der Fachkompetenz des Managers als Transferspezialist immer weiter gewachsen sind.

Heidel selbst meinte, er habe bereits im vorigen Sommer Kontakt zu Bayer Leverkusens Sportdirektor Jonas Boldt aufgenommen „und gefragt: Möchtest du vielleicht zu Schalke kommen und unser Team vergrößern?“, erzählte er am Samstag.

Denn Schalke 04 befindet sich in einer historischen Situation, wo der Anschluss an die Bundesligaspitze dauerhaft verlorengehen könnte. In der Mannschaft steckt nur wenig Substanz, viel versprechende Jugendspieler stehen nicht vor dem Durchbruch, und das Geld ist knapp. Der Weg zurück an die Spitze funktioniert nur über Transfers. Als Heidel-Nachfolger ist nun Boldt im Gespräch, wobei völlig unklar ist, ob der Fachmann für den Spielermarkt auch in der Lage wäre, den Klub im öffentlichen Alltag angemessen zu repräsentieren. Es bleibt also interessant, was zumindest für die Berichterstatter eine gute Nachricht ist.