Wunschvoll unglücklich

Die Doku „Drei Wünsche, drei Frauen, ein Jahr“ (23 Uhr, ARD) erzählt von Unerreichtem und Unerfülltem

Für Millionen Zuschauerinnen des QVC-Kaufsenders ist es ein Traum in Blau, für Barbara ist das Kleid ein Alptraum. „Wahnsinn“, sagt sie, während sie an dem blauen Sack herumzupft, der an ihr schlabbert, „ich fühle mich schrecklich.“ Es wird sich trotzdem super verkaufen, und Barbara, eine Mittdreißigerin aus Düsseldorf, die es vor der Kamera präsentiert, wird ihre Miete zahlen können. Ihr Job bei QVC ist kein Lebenstraum, aber er lässt Platz für einen: Barbara ist Malerin, sie möchte in einem Jahr von einer Galerie ausgestellt werden, von ihrer Kunst leben.

Barbaras Wunsch ist einer von drei – sehr unterschiedlichen – Vorstellungen von einem glücklicheren Leben, Barbara ist eine von drei Frauen, die die Dokumentarfilmerinnen Corinna Belz und Bärbel Maiwurm ein Jahr lang begleitet haben. Bettina, die Köchin, die eine Ausbildung zur Hotelfachfrau machen möchte, weil sie das Kochen nach 15 Jahren anekelt; Angelika, die Jazz-Saxofonistin, die mit ihrer ersten CD im Gepäck in ihrer Heimat Polen, vor Familie, auftreten möchte. Und Barbara, die Künstlerin, die ganz kokett „reich und berühmt“ werden will. So gesehen ist ihr Wunsch auch der heikelste, denn Kunst und Selbstverwirklichung passen so gar nicht mehr in eine Zeit, in der nur die zweit- und zeitjobbende Ich-AG zählt.

Leider schrammen die beiden Filmemacherinnen gerade mit Barbara nur knapp unter der Oberfläche – in einer wirklichen Krise wird man Barbara nicht sehen. Durststrecken habe man, Vertrauen brauche man, die Selbst-Verkaufstouren fühlten sich falsch an. Sie wird ihre Galerie am Ende finden. Was dagegen aus Bettinas Wunsch wird, nachdem sie keinen Ausbildungsplatz finden kann, „sich ein Jahr im Kreis gedreht hat“, das würde man sehr gerne noch erfahren.

Susanne Lang