KOMMENTAR: GERNOT KNÖDLER ÜBER FAHRPREISERHÖHUNGEN
: Lange Karriere als Melkkuh

Die Fahrpreise für Bus und Bahn werden stärker erhöht als die Inflationsrate und als die tatsächlichen Kosten. Der SPD-Senat zieht sich aus der Förderung des öffentlichen Nahverkehrs heraus, indem er seinen Zuschuss einfriert. Angesichts der gefährlichen Haushaltslage ist die Frage berechtigt: Wenn überall gespart werden muss, warum dann nicht auch beim Zuschuss für den Nahverkehr?

Weil es einen gesellschaftlichen Nutzen schafft, die Leute zum Umsteigen auf Busse und Bahnen zu bewegen. Das damit verbundene Ziel wird durch eine kräftige Preiserhöhung nicht gleich in Frage gestellt. Wenn man sich allerdings die Reihe der Preiserhöhungen der vergangenen 20 Jahre ansieht, muss sich der Senat die Frage stellen, ob dieser Punkt nicht bald erreicht wird.

Dazu kommt, dass den Nutzern des öffentlichen Nahverkehrs die Kosten für Prestigeprojekte wie die U-Bahnlinie 4 in die Hafencity aufgebürdet werden. Diese wird auf Jahre hinaus eine Entwicklungshilfe für den Aushängestadtteil sein. Ihren Betrieb müsste eigentlich die ganze Stadt finanzieren.

Fair wäre es, wenn sich der Senat bei der nächsten Fahrpreiserhöhung an dem orientieren würde, was er sich für den städtischen Haushalt vorgenommen hat: Die Ausgaben jährlich wachsen zu lassen – aber nicht mehr als ein Prozent.