Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen:
Das wollen wir doch wissen! „Was verspricht Rettung?“ – „Worin liegt Schönheit?“ – „Was ergibt Sinn?“ Fragen wie diese beschäftigen die Dramatikerin Olivia Wenzel in ihrem Theatertext „Das unendliche Zersplittern der Dinge“, der eine Art postdramatische Antwort auf „Alice in Wonderland“ sein will. Im Ballhaus Ost hat das spartenübergreifende Kollektiv „Shatter“ (zu dem auch Olivia Wenzel selbst gehört) den Text nun einem Theaterabend zugrunde gelegt, für den eine Art begehbare Graphic Novel erdacht wurde. Darin können sich die Akteur*innen inmitten der in Zeichnungen, Animationen, Sounds und Räume zersplittertern Welt wie im Traum begegnen und die Zuschauer*innen wiederum ihnen. Es geht um letzte und allerletzte Dinge: also um Einsamkeit, Liebe und Tod. Das Kollektiv, das aus Mitgliedern der Gruppen „machina Ex“ und „vorschlag:hammer“ besteht, hat sich für diese Arbeit exklusiv zusammengefunden (Ballhaus Ost, 23., 24., 26.–28. 2., jeweils 18 Uhr, 19.30 Uhr und 21 Uhr).
Traumtänzerisch, beziehungsweise stimmtänzerisch geht es auch in der Tanzperformance „Störlaut“ von Jule Flierl zu, die am 21. 2. in den Sophiensælen herauskommt und sich auf die Arbeit der legendären Avantgarde-Tänzerin der 1920er Jahre Valeska Gert bezieht. Das politische Klima war damals dem heutigen nicht unähnlich, die Gesellschaft zwischen rechts und links, Fake News und Postfaktischem hin- und hergerissen. Dieser unübersichtlichen Gemengelage wollte Valeska Gert mit einem neuen Tanzformat begegnen, das Jule Flierl nun für die Gegenwart aufbereitet hat. (Sophiensæle: „Störlaut“, 21.–23. 2., jeweils 21 Uhr).
Ja, und dann wäre da noch der Klimawandel, der selbst die vier Jahreszeiten zu Fake News macht. Mit dieser Setzung treten die Performer von „Showcase Beat Le Mot“ und das Live-Electro-Orchester „Monika Werkstatt“ ab 26. 2. im Hebbel am Ufer an. Zur Ehrung unseres kränkelnden Wetterzyklus nehmen sie sich jeweils eine Jahreszeit vor, um diese klanglich und bildhaft zu gestalten. Das zumindest behauptet mit blumigen Worten die Presseerklärung zur Produktion. „Wenn die Wettermacher*innen mit ihrer stolpernden Dramaturgie aus Quanten- und Assoziationssprüngen zur Tat schreiten, schicken Sonnenstürme Psychomagnetismus und glitzernden Sternenstaub. Alles endet in einer fünften Jahreszeit, der „Dead Season“ (HAU 1: „Dead Season“, 26.& 27. 2., jeweils 19 Uhr). Wer’s noch nicht kennt, kann in der Volksbühne am 21.& 22. 2. noch mal Constanza Macras’ berühmten und Faust-Preis-gekrönten Tanzabend „Megalopolis“ von 2010 sehen.
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