Schlagstock-Bewegung

TAIKO-TROMMELN Vor zehn Jahren brachte die Trommler-Gruppe Tengu Daiko die japanische Taiko-Trommel nach Hamburg. Morgen feiert sie ihr Jubiläum mit einem Konzert. Und spielt zum ersten Mal gemeinsam mit den drei anderen Hamburger Gruppen

Tengu Daiko bietet heute auch Gruppen für Anfänger und Fortgeschrittene an

Schon mehrmals musste Tengu Daiko den Proberaum wechseln. Den Nachbarn, erklärt Gruppenmitglied Erik Ruigrok, sei es einfach zu laut geworden. Wer einmal bei einer Probe dabei war, weiß warum: Die Mitglieder der Gruppe schlagen rhythmisch auf baumstammdicke, mit massiver Rinderhaut bespannte Taiko-Trommeln – da vibriert sogar der Boden.

Doch Taiko ist mehr als nur laute Musik. Während die Trommler_innen spielen, wippen sie von einem Bein auf das andere, wirbeln ihre Schlagstöcke über den Kopf und führen eine Art Dialog über die Trommeln hinweg. „Wir proben nicht, wir trainieren“, sagt Mitglied Anita Brauer. Denn die Show sei beim Taiko ebenso wichtig wie die Musik.

Diese Philosophie ist noch gar nicht so alt. Ursprünglich standen Taikos vor allem vor japanischen Tempeln. „Auf ihnen wurde getrommelt, um die Götter zu befriedigen“, erklärt Ruigrok. Erst später sei aus der Taiko ein Musikinstrument geworden, das auch im Western immer mehr Menschen begeistert.

In diesem Jahr feiert Tengu Daiko zehnjähriges Bestehen. Die Gruppe war die erste Taiko-Gruppe im Norden von Deutschland. Begonnen hat alles ganz unspektakulär: mit zehn Japan-Begeisterten, die sich auf einen Aushang meldeten, vier Trommeln – und ein paar Autoreifen. „Die vier Trommeln haben wir uns von einem Bekannten geliehen“, sagt Ruigrok, eines der Gründungsmitglieder. „Für den Rest der Mitglieder mussten wir eben eine Alternative finden.“ Denn Taikos sind eine teure Anschaffung. Traditionell werden die Instrumente aus einem einzigen Stück Holz gemacht. Das hat seinen Preis: Normale Taikos kosten einige tausend Euro, für sogenannte Odaikos, die einen größeren Durchmesser haben, zahlen Liebhaber gut und gern mehrere zehntausend.

Tengu Daiko ist diesem Problem aus dem Weg gegangen, indem die Gruppe einige ihrer Trommeln in einem Workshop selbst gebaut hat. Inzwischen sind die Regale des Proberaums prall gefüllt mit Taikos in mehreren Größen und Formen. Sogar eine Odaiko hat die Gruppe sich gekauft – wenn auch ein nicht ganz so teures Modell.

Die Stücke, die die Gruppe damit spielt, sind zum Teil Originale aus Japan. Wieder andere haben die Mitglieder selbst komponiert. Doch woher die Vorlage auch stammt, beim Spielen kommt es vor allem auf eins an: das Rhythmusgefühl. Bei Taiko gilt das mehr als bei den meisten anderen Instrumenten. Schließlich muss neben dem Schlagstock auch noch die Bewegung koordiniert werden.

Im Laufe der vergangenen zehn Jahre haben sich drei weitere Taiko-Gruppen in Hamburg gebildet. „Immer mehr Menschen möchten die Taiko erlernen“, sagt Ruigrok. Tengu Daiko bietet deswegen auch Gruppen für Anfänger und Fortgeschrittene an. Mittlerweile trommelt sogar eine gebürtige Japanerin in der Hauptgruppe. Ob Tengu Daiko deswegen seinen Namen überdenken sollte? „Als Tengu wurden im alten Japan Ausländer bezeichnet“, sagt Ruigrok. Und Daiko sei nur ein anderer Begriff für Taiko.

■ Fr, 21. 9., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36