DER RECHTE RANDWARUM RECHTSEXTREME SICH ALS TIERE VERKLEIDEN
: Von Füchsen und Bären

Die rechtsextreme Szene hat eine neue Aktionsform entdeckt: In Kostümen von Tieren sucht sie Veranstaltungen des politischen Gegners auf, um zu provozieren. In Grevesmühlen zum Beispiel tauchte beim „Fest der Vielfalt für Toleranz und Demokratie“ ein Fuchs auf. Veranstaltet wurde das Fest vom Landkreis Nordwestmecklenburg und der Stadt Grevesmühlen.

Am Grevesmühlener Stadtrand nutzten NPD und Kameradschaften das „Thinghaus“ als Treffpunkt. Von dort brach die Gruppe zum Fest auf, um „der vielgerühmten Toleranz auf den Zahn zu fühlen“. Die Gruppe hatte ein Transparent dabei mit der Aufschrift „Netzwerk für Tolerie und Demokranz“. Neben „Fuchs Rainer“ war ein Kamerad in einem „Mohrenkönig“-Kostüm dabei.

Einen Teil der Gruppe konnte die Polizei stoppen. Aber nicht alle: Auf dem Fest versuchte das „Netzwerk für Tolerie und Demokranz“ mit vermeintlicher Satire und gezielter Provokation vorzuführen, dass zu „bunt“ auch „braun“ gehöre.

Am Samstag lief in Hannover beim Schorsenfest der SPD auch mal wieder der „Abschiebär“ auf. Im Bärenkostüm steckte ein Anhänger vom „Besseren Hannover“, begleitete von einem Kameraden.

Ganz neu ist die Idee nicht, sagt Martin Langebach. Ende der siebziger Jahre seien in Hamburg Rechte mit Eselsmasken herumgelaufen. Sie trugen ein Umhängeschild, auf dem stand: „Ich Esel glaube noch, dass in deutschen KZs Juden vergast wurden.“ Die Aktion damals und heute, so der Rechtsextremismusexperte an der Universität Düsseldorf, „schweißt durch das gemeinschaftliche Erleben die Gruppen nach innen weiter zusammen“. Nach außen wirkten die Aktionen kreativ und konsequent.

Die Aktionen, so Langebach, spiegelten zudem ein gestiegenes Selbstbewusstsein wieder: Schließlich traue man sich, Veranstaltungen des politischen Gegners zu besuchen.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland