Vogelsterben in den Niederlanden: Forscher rätseln über Massentod
Tausende tote Lummen sind an niederländischen Küsten angespült worden. Wissenschaftler haben keine Erklärung für das Sterben der Seevögel.
Die ausgemergelten Körper der Tiere aus der Familie der Alkenvögel waren im vergangenen Monat an den Wattenmeerinseln im Norden und in den Provinz Zelland im Süden der Niederlande aufgetaucht. Die Lummen halten sich normalerweise nur zur Brutzeit an den Küsten auf und verbringen die meiste Zeit ihres Lebens am Meer.
Für diese Region sei das „ein seltener Vorfall“, erklärte der Meeresbiologe Mardik Leopold von der Universität Wageningen der taz. Zwar habe man bereits in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder tote Vögel beobachten können, aber diese hätten immer mit größeren Ölverschmutzungen zusammengehangen.
„Jetzt aber haben wir saubere Vögel entdeckt, die keine eindeutige Todesursache haben. Ein solches Massensterben haben wir seit 20 Jahren nicht mehr gesehen.“ Im Moment würden die Wissenschaftler noch im Dunkeln tappen.
Mehrere Theorien zum Massensterben
Der Großteil der angespülten Tiere war tot, viele trugen Anzeichen, dass sie verhungert waren. Diejenigen Vögel, die lebendig an den Küsten angespült wurden, befinden sich in der Obhut von Küstenstationen, wo sie rehabilitiert werden.
„Seltsam an diesem Vorfall ist, dass es sich anscheinend nur auf die Niederlande beschränkt“, sagte der Forscher. Weder in Belgien noch in Deutschland seien viele Fälle bekannt.
Laut Leopold hätten die Tiere nasse Federn gehabt, was ungewöhnlich scheine, weil die Meeresvögel normalerweise trocken blieben. „Wenn die Federn nass sind, kann es mehrere Gründe dafür geben: Zum Beispiel sind die Vögel so schwach, dass sie ihre Federn nicht richtig säubern können oder sie haben etwas in ihrem Gefieder, was sie feucht hält.“
Derzeit kursieren unterschiedliche Erklärungen für das Massensterben: Eine Theorie geht davon aus, dass im Winter sehr schlechtes Wetter geherrscht und das die Vögel erschöpft habe.
Spekulationen über Verbindung zu Container-Havarie
Eine andere Theorie macht Plastikmüll für den Tod der Tiere verantwortlich, der aus den knapp mehr als 300 Containern stammt, die Anfang Januar während eines Sturms vom Riesenfrachter „MSC Zoe“ über Bord gegangen waren. Das Frachtschiff war auf dem Weg nach Bremerhaven gewesen und ein Teil seiner in niederländische Gewässer gefallenen Container enthielt Gefahrgut wie giftige Chemikalien.
Tierpathologen an der Universität Utrecht werden in den nächsten Tagen etwa 100 Lummen obduzieren und dabei auch nach Plastikteilchen in den Mägen der Vögel suchen, um die Todesursache zu klären. Noch steht aus, wann und wie die niederländischen Behörden die Untersuchungsergebnisse veröffentlichen wollen.
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