Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Wie kann man künstlerisches Schaffen im Film vermitteln? Dieser Frage spürt das Festival Doku.Arts nach, das zurzeit mit 30 Dokumentationen über Kunst und Künstler im Zeughauskino gastiert. Überaus interessant ist etwa das von WDR-Redakteur Reinhard Wulf gedrehte Porträt des kanadischen Filmemachers Mark Lewis („Mark Lewis – Nowhere Land“), der die Schauplätze seiner eigenen Filme aufsucht und dabei sehr anschaulich seine Gedankengänge und Interessen beschreibt, die ihn bei der künstlerischen Arbeit leiten. Lewis’ Filme sind häufig nachinszenierte Szenen einer – oft eher banalen – Wirklichkeit, die in ihrer durch eine bestimmte filmtechnische Gestaltung erkennbar gemachten Künstlichkeit den Zuschauer darüber nachdenken lassen, was das Banale eigentlich banal macht: „It’s hard to make the banal come to life.“ Über die häufig von ihm verwendete Rückprojektion hat Lewis selbst den Film „Backstory“ gedreht, in dem mehrere Generationen der Familie Hansard ebenso informativ wie anekdotenreich über die von ihnen maßgeblich mitgestaltete und früher in Hollywood-Produktionen so gern verwendete Filmtechnik sprechen – natürlich vor von ihnen selbst eingerichteten Rückprojektionen. Und wer sich für den Künstler interessiert: Im Anschluss an die Vorführung von „Backstory“ wird Mark Lewis einen Vortrag halten und dann sicher auch Fragen des Publikums beantworten. (22. 9., Zeughauskino)

Wesentlicher Aspekt der „Tit for tat“-Komik (bedeutet: this for that) von Stan Laurel und Oliver Hardy sind die stark verzögerten (und oft auch unangemessenen) Reaktionen der Schauspieler – die damit die Erwartungshaltung des Publikums wahlweise unterlaufen oder aber bis zum Extrem auskosten. Schöne Bespiele dieses Humors finden sich in den Filmen „Two Tars“, „The Finishing Touch“ und „Big Business“, die als gemeinsames Programm mit Klavierbegleitung von Eunice Martins im Arsenal-Kino zu sehen sind: „Two Tars“ zeigt Stan und Ollie als Matrosen auf Landgang, die bei einem Autoausflug mit zwei junge Frauen in einen Stau geraten – die anfänglich kleineren Streitigkeiten mit anderen Autofahrern arten schließlich zu einer Schlacht aus, in der sämtliche Automobile völlig demoliert werden. „The Finishing Touch“ zeigt die beiden als Bauarbeiter, die aufgrund ihrer Inkompetenz mit einem Hausbesitzer in Streit geraten, dessen Eigenheim die Auseinandersetzung nicht überstehen wird. Und auch in „Big Business“ muss ein Haus dran glauben: Hier gehen die beiden Komiker bei dem Versuch, einen Weihnachtsbaum zu verkaufen, einem potenziellen Kunden (James Finlayson) derart auf den Geist, dass er den Baum mit einer Schere kurz und klein schneidet. Vor den Augen einer stetig anwachsenden Menschenmenge und eines Polizisten entwickelt sich eine Orgie der Zerstörung, in deren Verlauf sowohl Finlaysons Haus und Garten als auch Stans & Ollies Auto zerstört werden. Das alles ist natürlich kein Zufall, sondern stets die bewusste Demontage der Symbole des Kleinbürgertraums vom bescheidenen Wohlstand. (23. 9., Arsenal 1) LARS PENNING