Contemporary Fine Arts: Ein- und Aussichten mit Norbert Schwontkowski
Faszinierend: Wie durch ein Bullauge wirft man einen ersten Blick auf die Szenerie, die als heller Kreis im Schwarz der gemalten Umrandung auftaucht – und schon sitzt man im Zugrestaurant. So viel Atmosphäre bei so wenig Malerei. Ganz karg, grau in grau hat Norbert Schwontkowski (1949–2013) Boden, Tische, Stühle, Fenster und, davor leuchtend, die Tischlampen gemalt. Zu Recht ergänzt er den Titel „Die Kugel“ um ein in Klammern gesetztes Mitropa. So geht Immersion.
Das Personal, das im Bild fehlt, findet sich in der großartigen Ausstellung dann anderswo. Der kleine Herr, wie er so dasteht, in seinem dunklen Wollmantel, wie er seine Haare zurecht schiebt, nachdem er den Zylinder abgenommen hat, ist gut im Mitropa-Abteil vorstellbar. So einen kleinen Herrn mit schütterem Haar, mit Cut und Zylinder haben wir vor Kurzem in allen Medien bestaunt: Voilà Monsieur Houellebecq als Hochzeiter. Von Monsieur Schwontkowski freilich schon 2009 visioniert.
Bis 7. 3., Di.–Sa. 11–18 Uhr + nach Vereinbarung, Grolmanstr. 32/33
Die Ausstellung hat übrigens ein Thema. Und dabei ist schön, dass es sich nicht so schnell und einfach erschließt. Aber nach einer Weile fällt auf, dass man selbst oder die Figur im Bild durch etwas Rundes hinaus- oder in etwas Rundes hineinschaut. Zum Beispiel die mausgraue Figur, die über eine vor ihr liegende graue Kreisfläche, möglicherweise also über einem Gullydeckel meditiert. Sofort macht man mit, beim „Versuch die Welt zu begreifen“ (1994). Es fühlt sich an, als könnte der Versuch erfolgreich sein. wbg
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