piwik no script img

Perfekt gegenderte Pizza

Tiefkühlfirma bofrost* mit coolem Sternchen

Neulich erhielten wir eine Pressemitteilung von bofrost*. Das niederrheinische Unternehmen für Eis- und Tiefkühlprodukte klärte uns darüber auf, dass es künftig die „Nutri-Score-Kennzeichnung“ einführen wird, also diese „Nährwertampel“, bei der mit fünf Farben symbolisch angezeigt wird, was für leckere oder auch weniger leckere Stoffe im bofrost*-Gefrorenen enthalten sind.

Apropos Kennzeichen und Symbole. Dabei fiel uns nämlich auf, dass bofrost* schon seit Jahrzehnten ein Gendersternchen im Namen trägt. Das „Gendersternchen“ ist ja auch gerade erst zum „Anglizismus des Jahres“ gekürt worden. So weit, so gut und fortschrittlich – aber was bedeutet dieses Gendersternchen im Firmennamen eigentlich?

Zunächst handelt es sich bei bofrost* um ein Akronym, eine Abkürzung, gebildet aus dem Namen des Gründers Josef H. Boquoi und dem Wort „Frost“, dem der in der Typografie als „Asterisk“ bezeichnete sechsstrahlige Stern angehängt wurde. Ursprünglich ist der Asterisk ein Zeichen für Anmerkungen. Aber was sollte man bei einem Eisvertrieb wie bofrost* schon groß anmerken?

Hat sich bofrost* also damals aus Versehen gegendert? Oder wollte man bei der Firmengründung in den sechziger Jahren, also zu Hochzeiten der weiblichen Emanzipationsbewegung, der maskulinen Vokabel „Frost“ einen femininen Anstrich geben, weil die Kundschaft nun mal vor allem aus Frauen besteht? Oder wollte man gar mit einem geradezu hellseherischen Blick in die Zukunft bofrost* für alle künftigen Geschlechter offen halten? Warum wurde dann nicht später der Unterstrich in den Namen mit aufgenommen, der seit Anfang des neuen Jahrtausends die Geschlechterlücke füllen sollte? Dann hieße „bofrost*“ heute „bo_frost*“ oder sogar „bo_frost*innen“. So wäre es hyperkorrekt.

Aber es ist ja nie zu spät dafür, sich einer Sprachmode anzuschließen. Wobei wir selbst bei der perfekt gegenderten Firma „bo_frost*innen“ niemals eine dieser völlig ungenießbaren, weil total mit Salz überwürzten Tiefkühlpizzas bestellen würden. Da hilft auch kein cooles Sternchen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen