wortwechsel: Sind wir einfach zu doof, um die Erde zu retten?
Zwischen Resignation und Rebellion: Der taz-Kommentar „Klima? Kapitulation!“ fand ein starkes Echo bei unseren LeserInnen. Es kann nicht nur die Dummheit sein, die uns ruiniert
„Klima? Lieber Kapitulation!“
taz vom 6. 2. 19
Unsere Erdenuhr läuft ab
Es ist nicht leicht, sich das einzugestehen, aber sie haben recht, Herr Arzt: Der größte Teil der Menschheit ist anscheinend einfach zu dumm, zu ignorant und zu gierig, um zu kapieren, dass es für uns – ,die Krone der Schöpfung (hahaha) – schon lange nicht mehr „5 vor 12“ ist. Unsere Erdenuhr läuft ab. Wir ruinieren alles.
Wir schicken unsere Kinder in eine katastrophale Zukunft und maulen auch noch, wenn sie dagegen demonstrieren gehen. Sie hätten allen Grund, uns täglich aufs Dach zu steigen. Schon Albert Einstein wusste, zwei Dinge sind unbegrenzt: das Weltall und die menschliche Dummheit. Maria Triesethau, Brensbach
Mein armer Urenkel …
Liebe taz, dieser Kommentar spricht mir so aus der Seele wie noch kein Kommentar zuvor. Könnte denn nicht jeder Autobesitzer sich vor jeder beabsichtigten Fahrt fragen, ob es nicht auch zu Fuß, mit dem Fahrrad oder einem öffentlichen Verkehrsmittel ginge? Oder wer im Begriff zu fliegen ist, ob es nicht per Bahn oder Schiff ginge? Mit Grausen denke ich daran, in welch einer vermasselten Welt mein einjähriger Urenkel vielleicht einmal leben muss.
Eine Wohltat sind die begonnenen Proteste von Jugendlichen. Hoffentlich ziehen die immer weitere Kreise!
Insa Geppert, Eschwege
Lasst uns alle streiken!
Die Leute von Davos könnten, wenn sie sich ernsthaft darauf verständigten, tatsächlich das Rad anhalten, also das Mögliche veranlassen, was jeder Einzelne nicht kann.
Aber offensichtlich gibt es dort keinen, nicht einmal einen Politiker, der sich vor seinen Kollegen die Blöße gäbe, den Konsens aufzukündigen, der da heißt, wir spucken niemandem von uns Mächtigen, Superreichen und Verantwortlichen in die Suppe.
Es wäre vielleicht wirklich eine gute Idee, sich den Schülerdemonstrationen anzuschließen und einen Tag in der Woche konsequent zu streiken. Schüler und gelbe Westen gemeinsam!
Burkhart Braunbehrens, Ebertsheim
Holt den Bloch raus!
Kurz vor der Europawahl sei gesagt: Wer immer noch meint, mit der Wahl irgendwelcher Parteien, die in Bezug auf die Dramatik der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen so inhaltsleer sind wie die Demokratie ausgehöhlt, irgendetwas verändern zu können, statt ein menschen- und naturfressendes System kompromisslos abzuschaffen, auszuhebeln, über Bord zu werfen, der sollte noch mal die Kritik der praktischen Vernunft aus dem Bücherregal fischen. Und danach vielleicht doch Ernst Blochs „Prinzip Hoffnung“. Und Karl Marx’ „Grundrisse“. Und Rosa Luxemburgs „Reform oder Revolution“.
Mutmacher für Rebellen und Rebellinnen! Günter Rexilius, Mönchengladbach
Nützlich produzieren …
Die Verhinderung der Katastrophe erfordert zwingend die weltweite Reduzierung des Flug-, Schiffs- und Autoverkehrs, des Fleischkonsums, der Produktion von Plastik und von Kriegsgerät. Dadurch würde auch der destruktive Abbau von Ressourcen vor allem in armen Ländern und in den Meeren signifikant eingeschränkt werden. Da es der „erbarmungslose Konkurrenzdruck“ hierzu niemals kommen lässt, bedarf es einer demokratisch entwickelten und für alle „Marktakteure“ verbindlichen, zunächst regionalen (EU), am Ende globalen Investitionslenkung. Das Ergebnis müsste sein, dass wir statt Überflüssigem und Schädlichem Nützliches produzieren wie Bildung, Gesundheit, Schienenverkehr, Wohnung, Naherholung. Diese bedarfsgerechten Güter benötigen keine Werbung, was den Ressourcenverbrauch weiter einschränken würde. Flankierende angenehme Maßnahme: Reduzierung der Arbeitszeiten.
Bernd Scüngel, Berlin
… aber bitte keine Kinder
Liebe Jugend, die euch noch vorstehenden Erwachsenen schaffen es nicht, ihren Einsichten Taten folgen zu lassen. Da es eure Zukunft ist, die verspielt wird, rettet euch selbst. In der letzten taz-Wochenendausgabe schrieb die 19-jährige Studentin Lucia Parbel aus Stuttgart: „Das Einzige, was ich über diese Version von Zukunft jetzt schon sagen kann, ist, dass ich keine Kinder haben werde.“ Mit traurigem Gruß Klaus Warzecha, Wiesbaden
„Kulturkampf für den Menschenverstand“, taz vom 9. / 10. 2. 19
Sozial und ökologisch
Peter Unfrieds entlarvender Kritik an der „Autofahrervolksbeschwörung von Scheuer und Lindner“ ist wenig hinzuzufügen. Recht hat Unfried, wenn er die nötige neue Politik „sozialökologisch“ nennt – es kommt darauf an, Antworten auf die soziale und auf die ökologische Frage zusammenzuführen, statt sie zusammenstoßen zu lassen. RWE-verschmuste und verbraunkohlte Sozis, die Demonstranten im Hambacher Forst als „Ökomob“ beschimpfen, tun das ebenso wenig wie finanziell gut gestellte Grüne, denen die Lebensperspektive von Beschäftigten der Autokonzerne und des Bergbaus keinen Gedanken und keine politische Initiative wert ist. Die soziale Klasse, der sich ein Lindner offenkundig zuordnet, war übrigens schon „in der guten alten Industriegesellschaft“ auf ihre elitäre Art ökologisch orientiert: Sie ließ ihre Villen nur dort bauen, wohin bei normalen Wetterlagen kein Rauch aus Fabrikschloten und keine anderen industriellen Emissionen gelangten – den proletarischen Beschäftigten aber war ebendies sehr wohl zuzumuten.
Jürgen Kasiske, Hamburg
Autos, Bomben, Chemie
Die Frage ist nicht, ob Autos gut oder schlecht sind. Die Frage ist, was in Deutschland produziert wird, wenn nicht Autos. Wir können ja nur Autos, Bomben und Chemie. Zebra auf taz.de
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