piwik no script img

das portraitThai-Prinzessin Ubolratana darf nicht bei Wahlen kandidieren

Foto: ap

Sie hat sich nie besonders für Politik interessiert. Dennoch versetzte Prinzessin Ubolratana Thailands Politik in hellste Aufregung, als die 67-Jährige überraschend ankündigte, für das Amt der Ministerpräsidentin zu kandidieren. Und das auch noch für die Oppositionspartei Thai Raksa Chart („Rette die Nation“), die dem 2006 und 2014 aus dem Amt geputschten schwerreichen Thaksin-Clan nahesteht.

Die für den 24. März angesetzten Parlamentswahlen – die ersten seit dem letzten Putsch – versprachen bisher keine Überraschungen. Denn die Militärjunta kontrolliert alle Machtmittel und dürfte für ihr Wunschergebnis sorgen. So zweifelte niemand daran, dass der Putschgeneral und heutige Ministerpräsident Prayuth Chan-o-cha im Amt bleibt, auch wenn er sich über seine Kandidatur bedeckt hielt.

Doch nur Stunden nach Ubolratanas Ankündigung erklärte er, wieder zu kandidieren. Bisher hatten sich die Generäle als Verteidiger des Königshauses inszeniert. Ubolratanas Kandidatur zeigte nun einen Riss im Königshaus. König Mahal Vajiralongkorn, der nach dem Tod seines Vaters vor drei Jahren den Thron übernommen hatte, aber offiziell noch nicht gekrönt ist, hat die Zeremonie für Mai und damit für kurz nach den Wahl angesetzt. Bisher sollen er und seine ein Jahr ältere Schwester ein gutes Verhältnis zueinander gehabt haben.

Doch ihre Kandidatur war wohl nicht mit ihm abgestimmt, zumindest akzeptierte er sie nicht. Am Freitagabend ließ er in allen TV-Sendern verlesen, ihre Kandidatur sei „unangemessen“, „verfassungswidrig“ und entspreche nicht den Traditionen. Seit dem Ende von Thailands absoluter Monarchie hatte kein Mitglied der Königsfamilie mehr ein Regierungsamt. Seitdem stehen die Royals über der Tagespolitik, was sie nicht daran hinderte, allen Militärputschen ihren Segen zu geben.

Ubolratana sieht sich als Ausnahme, weil sie offiziell eine Bürgerliche ist. Sie wurde in der Schweiz geboren und zog zum Studium in die USA. Dort heiratete sie 1992 einen amerikanischen Kommilitonen, nahm dessen Namen an und verzichtete auf ihre royalen Privilegien. Nach der Scheidung 1998 zog sie wieder nach Thailand. Dort nahm die Mutter dreier Söhne, von denen einer beim Tsunami 2004 starb, wieder an offiziellen Aufgaben des Königshauses teil. Doch Schlagzeilen machte sie vor allem mit Auftritten in Spielfilmen, TV-Moderationen, dem Engagement gegen Drogen und ihrem Modegeschmack.

Ihre Kandidatur hätte das neutrale Image des Königshauses unterminiert und den Putschisten den Nimbus der Verteidigung der Monarchie genommen. Zugleich hätte sie dem politischen Lager der Thaksins königlichen Glanz verliehen. Unklar ist, was Ubolratana zu ihrer gescheiterten Kandidatur veranlasste. Sie dürfte damit jetzt die Wahlchancen des Putschgenerals Prayuth erhöht haben. Die Bangkok Post schrieb am Sonntag, der Thai Raksa Chart drohe jetzt sogar ein Verbot, weil sie das Königshaus in die Tagespolitik hineingezogen habe. Sven Hansen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen