Geheimgrammatik

PHILOSOPHIE Der Linguist Harald Weinrich spricht über die Zeit. Und was passiert, wenn sie knapp wird

Ein amphibischer Mensch ist Harald Weichrich. Metamorphosen und der Wechsel in verschiedene Aggregatszustände sind das, was er liebt: als Linguist und Schriftsteller, als Literaturwissenschaftler und Essayist, als Lyriker und Romanist. Denn zu vielfältig sind Weinrichs Interessen, als dass er seine Beschäftigung damit auf eine Welt beschränken könnte: über „Lethe – Kunst und Kritik des Vergessens“ hat er geschrieben, eine „Linguistik der Lüge“ und eine „Literaturgeschichte der Heiterkeit“ hat er vorgelegt und zuletzt ein „Bestiarum – Vom Leben und Lesen der Tiere“. Vor allem aber ist Weinrich, übrigens der einzige Deutsche, der je am Collège de France gelehrt hat, Experte für den Umgang mit der Zeit, jener „Geheimgrammatik unseres Lebens“. In „Tempus – Besprochene und erzählte Welt“ hat er sich damit beschäftigt und sich jüngst mit der „knappen Zeit“ und der „Kunst und Ökonomie des befristeten Lebens“ auseinandergesetzt.

Heute Abend ist er deshalb zu Gast im Philosophischen Café im Literaturhaus und gibt Moderator Reinhard Kahl und dem Publikum eine Menge zu bedenken: Was passiert, wenn wir die knapper werdende Zeit durch Beschleunigung zu vermehren suchen. Tatsächlich nämlich schrumpft sie ja häufig auf diese Weise: Zeit bleibt knapp und wird im Laufe des Lebens immer knapper. Aber wie heilt man diese Wunden? Überhaupt: „Fast alles, was gut und schön ist, wird oder ist knapp.“ Aber: „Was heißt eigentlich genau knapp?“ MATT

■ Do, 22. 10., 19 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38