heute in bremen: „Ich war bei Wind und Wetter dabei“
Peer Gahmert, ist Mitte 30, Theatermensch und Satiriker (u.a. Der Postillon).
Interview Moritz Warnecke
taz: Herr Gahmert, ist der Februar für eine Freilichttheateraufführung nicht zu kalt?
Peer Gahmert: Theater darf auch in Bremen mal ein bisschen unangenehm sein und wehtun. Es ist auch eine schöne Möglichkeit, zusammenzukommen, Glühwein zu trinken und hinterher sagen zu können: Ich war bei Wind und Wetter bei einem grandiosen Theaterstück dabei.
Sie führen das Stück „Ubu, der König“ auf, was fasziniert Sie daran?
Das Stück ist einfach wahnwitzig. Es ist sicher nicht das Hintergründigste, aber der Humor ist sensationell. Dazu ist es ein unglaublich brachiales und brutales Theaterstück.
Wen stellt König Ubu in dem Stück dar?
König Ubu verkörpert Machtwillen gepaart mit einer stringenten Dummheit. Er nimmt sich einfach, was er haben möchte, auf brutale Art und Weise und denkt nicht groß darüber nach. Dabei krempelt er den Staatsapparat nach Belieben um, sperrt ein oder tötet seine Widersacher. Auch wenn das Stück von 1896 schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, lassen sich darin Parallelen zu modernen Despoten herstellen. Vielleicht sind die nicht ganz so dumm, aber mindestens genauso konsequent.
In der Originalvorlage treten bis zu 50 Charaktere auf, Sie haben nur zwei Schauspieler, wie wollen Sie das hinbekommen?
Es ist sehr viel einfacher als ich dachte. Ganz ursprünglich wurde das Stück von ein paar Schülern als Parodie auf ihren Lehrer geschrieben. Teilweise ist das Stück unstrukturiert und roh. Dieses leicht Fragmentarische ist mir bei der Überarbeitung für zwei Schauspieler sehr entgegen gekommen.
Theater: „Ubu, der König“, mit Mateng Pollkläsener und Jenny Ecke, 19.24 Uhr, vor dem Papp Café, Friedrich-Ebert-Straße 1
Wie wird das im Stück aussehen?
Wir bedienen uns da einer gewissen Flachheit. Mateng Pollkläsener spielt den König Ubu und Jenny Ecke wird, für alle Augen sichtbar, in die anderen 17 Rollen schlüpfen. Auf das Stück bin ich tatsächlich gekommen, weil mich König Ubu stark an das Erscheinungsbild von Mateng erinnert hat. Ich habe ihn dann einfach mal gefragt, ob er nicht Lust hat, sein Temperament und seinen Hang zur Lautheit auf die Bühne zu bringen.
Ubu, der König gilt als wegweisend für das Absurde Theater. Kommt diese Form wieder en vogue?
Die Tendenz sehe ich leider nicht, aber ich würde mich sehr darüber freuen. Ein bisschen ist das auch der Hintergrund, warum wir das Stück machen. Mein Kollege Tim Gerhards und ich haben ein Faible dafür, Geschichten, Ereignisse und Realitäten etwas überspannt darzustellen und zu erzählen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen