Wasserkreislauf geschlossen

Senat vereint Wasserwerke und Stadtentwässerung unter gemeinsamer Leitung. Damit sollen Kosten verringert und die Voraussetzungen für Wachstum geschaffen werden. Senator Freytag betont Bekenntnis zu öffentlichen Unternehmen

Von Gernot Knödler

Die Wasserwerke (HWW) und die Stadtentwässerung (HSE) werden zum 1. Januar 2006 zum Gleichordnungskonzern „Hamburg Wasser“ zusammengefasst: Die Unternehmen behalten ihre unterschiedliche Rechtsform, erhalten aber eine gemeinsame Leitung. „Der Senat entscheidet sich damit bewusst gegen eine Privatisierung“, sagte Stadtentwicklungssenator Michael Freytag (CDU). Ziel sei es, die beiden öffentlichen Unternehmen noch stärker zu machen und damit als Kommune Flagge zu zeigen. Freytag: „Dieser Konzern wird große Ausstrahlung nach Deutschland hinein haben.“

Durch die Gleichordnung entsteht das größte kommunale Wasser- und Abwasserunternehmen Deutschlands mit 2.500 Mitarbeitern, einem Anlagevermögen von 3,423 Milliarden Euro und einer Bilanzsumme von 3,325 Milliarden Euro. Zu den Mitarbeitern steuern beide Unternehmen etwa die Hälfte bei. Das Anlagevermögen der HWW betrug im vergangenen Jahr 376 Millionen, das der HSE 2,847 Millionen Euro. Ihre Bilanzsumme lag bei 414 und 2,911 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss, den sie 2004 zusammen in die Kasse der Finanzbehörde zahlten, betrug rund 78 Millionen Euro.

Diese goldene Gans soll in Zukunft noch schönere Eier legen und selbst dicker werden. „Wer seine Position im Wettbewerb halten will, muss wachsen“, sagte HSE-Geschäftsführer Rainer Funke. Expansionsmöglichkeiten sieht HWW-Geschäftsführer Michael Beckereit bei Großkunden in Hamburg sowie im Speckgürtel. Interessierten Umlandgemeinden sollen Freytag zufolge „maßgeschneiderte Lösungen“ angeboten werden.

Die Auslandstätigkeit von Hamburg Wasser wird sich dagegen auf Beratung beschränken. Mit seinem „fantastischen Know-how“ solle das neue Unternehmen in der Welt für Hamburg werben, sagte Freytag. Wird die Wasserversorgung dabei im Paket mit der Abwasserentsorgung angeboten, dürfte das die Akquise erleichtern.

Für Mitarbeiter, die aufgrund der gemeinsamen Unternehmensführung nicht mehr gebraucht werden, sollen neue Aufgaben gefunden werden. „Wir gehen davon aus, dass alles, was im Kerngeschäft entfällt, durch Akquise kompensiert werden kann“, sagte Funke. Er selbst wird zum Jahresende pensioniert. Sein Kollege Wolfgang Werner wird zusammen mit Beckereit den Konzern leiten.

Die GAL begrüßte gestern, dass der Senat den Volksentscheid gegen eine Privatisierung der HWW respektieren wolle. Auch die Idee, aus einer gemeinsamen Leitung der Unternehmen Vorteile zu ziehen, sei an sich gut. Der Senat versäume es jedoch, seine pompösen Ankündigungen wie die Schaffung eines „Kompetenzzentrums für Ver- und Entsorgung“ konkret zu unterfüttern, mäkelte der GAL-Abgeordnete Jens Kerstan.

Trotz aller Versprechungen des Senats, die Qualität der Ver- und Entsorgung hoch und die Preise niedrig zu halten, warnte der Wasserexperte Klaus Lanz, der neue Konzern werde möglicherweise zu sehr auf Wirtschaftlichkeit getrimmt. Dem Bestreben, immer schönere Geschäftszahlen zu liefern, würde dann eine vorausschauende Wasserbevorratung und eine nachhaltige Investitionspolitik geopfert. Auch sinke das Interesse, das nach wie vor sinnvolle Wassersparen weiter zu fördern.