kurzkritik
: The Duhks: mit Inbrunst

Traditionsbewusst, das sind die drei Cowboys und zwei Cowgirls der Duhks, die am Rande der kanadischen Prärie leben. Aber eingegerbter Traditionalismus ist nicht ihr Ding. Sie lieben die irische Fiddlemusik und ihre amerikanisierte Bluegrass-Interpretationsweise, verfügen als Mittzwanziger über genügend Experimentierlust, um einen eigenwilligen Folk-Sound zu kreieren: leichter, luftiger als es Folk-Revivals bisher versuchten, mit ausgefuchst dynamischen Arrangements und feinem Gespür für Stilmixturen. Was im Sendesaal beim ersten und einzigen Deutschlandkonzert der Duhks funktioniert. Da wird Stings Reggae-Pop-Ballade „Love Is The 7th Wave“ rhythmisch sanft geschaukelt, aber mit tanzfideler Inbrunst gesungen, der Banjospieler liefert mit rustikal hämmernder Spieltechnik sowohl Bass- als auch Melodiebegleitung, während die Geigerin das Lied in eine selbst komponierte Jig hineinentwickelt. Traditionellen Folksongs wird mit energischem Soulgesang neues Leben eingehaucht, Gospels kommen im Folk-Gewand daher. Trumpf-Ass aber ist die polyrhythmische Eleganz der Latin-geschulten Perkussionsarbeit. Von einer derart filigranen wie beweglichen Basis aus kann sich Folk neu definieren. Jens Fischer