Nils Schuhmacher Hamburger Soundtrack: Die Revolution steht wieder auf
Eine recht wilde Schar von Kulturfiguren und politischen Aktivisten hat sich da zusammengetan, um unter dem Motto „Alle Gründe, eine Revolution zu machen, sind gegeben – keiner fehlt…“ (Mo, 21. 1., 19.30 Uhr, Museum am Rothenbaum), das Buch „Der kommende Aufstand“ zu performen. Was immer „man“ dazu nun sagt, es könnte auch gesungen werden. Zum Beispiel von Leonard Cohen: „The Maestro says it’s Mozart, but it sounds like bubble gum. When you’re waiting for the miracle, for the miracle to come.“
Die Verantwortung für die Katastrophe von Hillsborough 1989, bei der 96 Fußballfans ums Leben kamen, wurde viele Jahre lang den Fans des FC Liverpool zugeschrieben. Erst Jahre später erhielt diese, von der Polizei, dem englischen Fußballverband und Teilen der Presse in die Welt gesetzte Erzählung, Kratzer in ihrem schönen Lack. 2016 wurde offiziell festgestellt, dass es Fehler der Polizei waren, die zu dem Unglück geführt hatten. Eine zentrale Konsequenz – die Abschaffung der Stehplätze in den englischen Stadien – wurde allerdings nicht rückgängig gemacht.
Insofern kann man den Satz: „Fakt ist, dass an jenem Tag der Fußball starb“ wohl zurecht als mehrdeutig verstehen. Unter diesem Titel wird am Di, 22. 1. (19.30 Uhr, Millerntorstadion) ein neues Buch zum Thema vorgestellt und eine Runde illustrer Gäste die Folgen von Hillsborough diskutieren.
Vielleicht werden sie dabei auch auf eine in diesem Zusammenhang besonders übel agierende Boulevardzeitung zu sprechen kommen, die aufgrund ihrer denunzierenden Berichterstattung in Liverpool einen nachhaltigen, bis heute nicht überwundenen, Auflageneinbruch erlebte. Billy Bragg hat dieser Art von Gedenken in „Scousers Never Buy the Sun“ ein musikalisches Denkmal gesetzt.
Nicht jede unbekannte Band aus der Vergangenheit, über die ein Film gedreht wird, ist ausgedacht. Jenseits von Fraktus existierte zum Beispiel Death aus Detroit. Die Gruppe startete 1971 und transformierte sich innerhalb von sechs Jahren zunächst von einer Funk- zu einer Hardrockband und dann zu einem Punk-Pionier.
Die Doku „A Band Called Death“ (Di, 22. 1., 20 Uhr, B-Movie) zeichnet die Entwicklung des zwischenzeitlich vergessenen Trios nach. Eine Reunion der bekannten öden Art droht im Übrigen nicht. Stattdessen hat die Band in Rough Francis, die sich aus Söhnen eines verstorbenen Bandmitglieds zusammensetzen, auf eine Art Wiederauferstehung der wundersamen Art erlebt. Wie die Revolution.
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