Angst vor Plünderern

Die IG Metall sieht die Fusion von Mobilcom mit Freenet skeptisch. Sie fürchtet, ein Investor wolle sich bereichern

BERLIN taz ■ Wieder einmal sorgt ein US-Investor für Unsicherheit. Diesmal bei der Büdelsdorfer Mobilcom AG, deren Aktionäre gestern über die Verschmelzung mit dem Internet- und Telefonanbieter Freenet abstimmten. Schon vor dem Aktionärstreffen hatten Belegschaftsaktionäre eine Klage gegen die Fusion angekündigt.

Grund sind Befürchtungen, dass der US-Finanzinvestor Texas Pacific Group (TPG) durch den Zusammenschluss auf Kosten der Unternehmen Kasse machen will. TPG hatte im Mai 28 Prozent von Mobilcom gekauft und dafür rund 265 Millionen Euro bezahlt.

Bei den Verhandlungen um die nun anstehende Fusion hatten sich die Amerikaner dafür eingesetzt, dass durch andere Bewertungsmethoden zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro an zusätzlichen stillen Reserven in der Unternehmensbilanz stehen. Arbeitnehmer und Gewerkschaften befürchten, dass dies zur Vorbereitung einer Sonderdividende dient.

Der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, warnte deshalb vor einer Ausschüttung von bis zu einer Milliarde Euro an die Aktionäre, wie sie im Zuge der Verschmelzung offenbar möglich gemacht werden solle. Diese gefährde die Zukunft des Unternehmens und damit tausende von Arbeitsplätzen gefährde.

Stille Reserven bedeuten nämlich nicht, dass das Geld tatsächlich zur Verfügung steht. Eine Ausschüttung müsste zum großen Teil über einen Kredit finanziert werden, der vom Unternehmen selbst wieder beglichen werden müsste. Die als aggressiver Marktteilnehmer geltende TPG hatte sich „als Investor“ bereits bei dem Armaturenhersteller Grohe einen Teil des Kaufpreises über eine Unternehmensanleihe zurückgeholt, dessen Rückzahlung Grohe in Schwierigkeiten brachte. Die Folge war der Verlust von 1.500 Arbeitsplätzen.

Der noch amtierende Mobilcom-Chef Thorsten Grenz, der angeblich wegen eines Streits mit TPG die Führung des neuen Unternehmens nicht übernehmen will, konnte die Sorgen der Mitarbeiter gestern nicht wirklich zerstreuen. Mit der Aufdeckung der stillen Reserven werde keine Vorentscheidung über die Verwendung des Bilanzgewinns getroffen. Darüber hätten die Aktionäre zu entscheiden.

Das Problem ist, dass sich TPG alle Möglichkeiten offen hält. Eigentlich solle Mobilcom-Freenet weitere Unternehmen kaufen, hatte TPG-Partner Andrew Dechet angekündigt. Im Visier sind Unternehmen wie AOL-Deutschland oder Arcor. Sollte Mobilcom bei Zukäufen aber nicht zum Zuge kommen, könne eine Sonderdividende Thema werden.

STEPHAN KOSCH